Begegnungszone Bergmannstraße: Ihre Meinung ist gefragt!

Foto: artie via flickr.com , Lizenz: CC BY-NC-ND 2.0

Am 22. September fand die Auftaktveranstaltung der Bürgerbeteiligung für die Begegnungszone Bergmannstraße in Kreuzberg statt. Es ist nicht das erste Mal, dass der Senat ein Beteiligungsverfahren für eine Begegnungszone im Berlin organisiert. Das erste Verfahren für die Maaßenstraße in Schöneberg ist fast fertig. Diesmal wird die Beteiligung in zwei Phasen geteilt. Die erste Phase beginnt mit einem Online-Dialog in der Zeit vom 22. September bis 20. Oktober 2015. Auf der Online-Plattform sind Bürgerinnen und Bürger eingeladen, auf einer digitalen Karte einen Ort auf der Bergmannstraße zwischen Mehringdamm und Friesenstraße zu markieren und ihre Meinung zu formulieren (An welchen Orten sie halten sich gerne auf? Wo fühlen sie sich sicher? Wo kommen sie gut zu Fuß, mit dem Rad oder dem Auto durch? Was gefällt ihnen nicht und warum nicht?…). Die Beiträge aus dem Online-Dialog und der Auftaktveranstaltung sollen in die Planungsvarianten einfließen. In der zweiten Phase Anfang 2016 werden diese Varianten mit der Öffentlichkeit diskutiert. Dafür sind bereits zwei Bürgerwerkstätten geplant: am 26. Januar für alle Bürgerinnen und Bürger, die konkrete Varianten für die Begegnungszone mit den Planern diskutieren möchten; und am 9. Februar für die Anwohner der Bergmannstraße, die durch eine repräsentative Stichprobe zufällig ausgewählt und persönlich eingeladen wurden. Die endgültige Entscheidung zur Umgestaltung der Bergmannstraße trifft die Bezirksverordnetenversammlung von Friedrichshain-Kreuzberg nach Abschluss der Bürgerbeteiligung. Ein Feedback an alle Bürgerinnen und Bürger, die sich beteiligt haben, ist leider nur während der Abschlussveranstaltung und nicht nach der endgültigen Entscheidung vorgesehen. Dies könnte problematisch sein, wenn die Teilnehmenden nicht erfahren können, warum der überarbeitete Entwurf von den Entscheidungsträger ggf. verändert wurde.

Was bedeutet eigentlich die Gestaltung einer Begegnungszone? Der Bergmannkiez soll in eine verkehrsberuhigte Begegnungszone umgewandelt werden. D.h., die Autofahrer sollen auf die Bremse treten, damit Radfahrer und Fußgänger sich künftig wohler fühlen. Die Zahlen sprechen zudem für eine Reduzierung der Parkplätze: In der Straße sind durchschnittlich rund 9000 Fußgänger am Tag unterwegs, 6500 Autofahrer und 5800 Radfahrer. Autos haben aktuell jedoch die Hälfte der Straßenbreite zur Verfügung. Die Radfahrer müssen sich zudem ebenfalls einen Weg auf dieser Straßenhälfte finden. Die Fußgänger teilen sich die andere Hälfte mit Cafébesuchern, Bäumen und parkenden Fahrrädern. Die Straßennutzung soll künftig gerechter verteilt werden. Laut des Tagesspiegels hat diese Idee während der Auftaktveranstaltung durchaus Konflikte ausgelöst. Hoffentlich werden die künftigen Debatten in der Beteiligung konstruktiv bleiben. 

Für eine gerechtere Verteilung, die ein Wohlgefühl aller Benutzer des Kiez ermöglicht, funktioniert eine rein funktionale Verkehrspolitik nicht. Damit sich die Verkehrspolitiker der Hauptstadt an dieses Neudenken des Aufenthaltsqualität annähern, wurde das dänische Architekturbüro Gehl zu diversen Vorträgen und Workshops eingeladen. Jan Gehl, der im von uns empfohlenen ARTE-Themenabend sein Konzept darstellt, arbeitet weltweit daran, die Städte wieder dem „menschlichen Maß“ anzupassen. Die Gehl-Architekten haben zum Beispiel die Konzeption großer Fußgängerbereiche in der Kopenhagener Innenstadt erarbeitet und den Times Square in New York umgestaltet. Im Bergmannkiez sollen die Bürgerinnen und Bürger nun ihre Meinung abgeben, damit mehr Platz zum Erleben entsteht.

Literaturhinweise

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Peter Dienel

Die Planungszelle. Der Bürger als Chance Buch

VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden , 2002.

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Simon Joss

Die Konsensus Konferenz in Theorie und Anwendung. Gutachten im Auftrag der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg Forschungsbericht

Akademie für Technikfolgenabschätzung Stuttgart, 1999.

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Ortwin Renn; Thomas Webler

Der kooperative Diskurs. Theoretische Grundlagen, Anforderungen, Möglichkeiten Buchabschnitt

In: Ortwin Renn; Hans Kastenholz; Patrick Schild; Urs Wilhelm (Hrsg.): Abfallpolitik im kooperativen Diskurs. Bürgerbeteiligung bei der Standortsuche für eine Deponie im Kanton Aargau, S. 3-103, vdf, Zürich, 1998.

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Peter Dienel

Die Planungszelle. Der Bürger plant seine Umwelt. Eine Alternative zur Establishment Demokratie Buch

Westdeutscher Verlag, Opladen, 1997.

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Brian Wynne

May the Sheep Safely Graze? A Reflexive View of the Expert-Lay Knowledge Divide Buchabschnitt

In: Bronislaw Szerszynski; Scott Lash; Brian Wynne (Hrsg.): Risk, Environment and Modernity, S. 44-83, 1996.

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Peter Dienel; Ortwin Renn

Planning Cells: A Gate to „Fractal“ Mediation Buchabschnitt

In: Thomas Webler; Peter Wiedemann (Hrsg.): Fairness and Competence in Citizen Participation: Evaluating Models for Environmental Discourse, Kluwer, Dordrecht, 1995.

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Richard Schröder

Kinder reden mit! Beteiligung an Politik, Stadtplanung und Stadtgestaltung Buch

Beltz, Weinheim, 1995.

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Methodenhinweise

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Der Planungsworkshop unterstützt mit seinem strukturierten Ablauf und geringen Zeitanspruch Kommunen bei der Ausarbeitung eines Aktionsplans. Die Methode ist besonders geeignet für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.

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