Jugend für Partizipation begeistern
Die gegenwärtige Situation der Demokratiekompetenz von Jugendlichen und Kindern sieht laut einer Umfrage des Kinderreports 2017 des Deutschen Kinderhilfswerks eher unerfreulich aus. Zwar sei das Interesse an politischer Partizipation seit dem Tiefstand 2002 wieder leicht angestiegen. Es reiche jedoch längst nicht an die Höchststände der 1980er- und den Anfang der 1990er-Jahre heran. Zu einem leichten Anstieg kam es jedoch vor allem, so die Studie, aufgrund der zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft sowie des rasanten technologischen und sozialen Wandels. Trotzdem sprechen einschlägige Medien und Berichte, wie die Studie „Generation What?“ häufig davon, dass die heutige Jugend eine besonders unpolitische und politikverdrossene sei. Vor allem die jüngeren Befragten des Kinderreports trauen ihrer eigenen und nachkommenden Generation keine wirkliche Partizipationsbereitschaft zu.
Unzugängliche Demokratie fördert Politikverdrossenheit
Obwohl die Mehrheit der Befragten darin übereinstimmt, dass es Eltern obliegt, für die Demokratiekompetenz der Kinder zu sorgen, zweifelt etwa ein Drittel der Studienteilnehmer an der Demokratiefähigkeit der nachfolgenden Generation. Wie bereits erwähnt, sind dabei anscheinend besonders die jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren skeptisch gegenüber der eigenen Demokratiefähigkeit. Nach Gründen für diese Annahme wurde nicht gefragt. Das Deutsche Kinderhilfswerk, welches die Studie in Auftrag gegeben hat, gibt jedoch an, dass es insbesondere jungen Menschen schwer falle, an Partizipation und Demokratie zu glauben, wenn politische Mitbestimmung und Debattenteilhabe so unzugänglich und unattraktiv sei, wie es gegenwärtig der Fall ist.
Praxishinweise für gelingende Jugendbeteiligung
Da passt es gut, dass der Landesjugendring Niedersachsen e.V. kürzlich ein Handbuch zu Rahmenbedingungen gelingender Jugendbeteiligung herausgegeben hat. Es trägt den Titel „Juleica Praxisbuch B – Beteiligung in der Jugendarbeit“ und beinhaltet wertvolle Ratschläge insbesondere für Jugendleiter und andere Mitarbeiter der Jugendarbeit. Es baut auf das erste Handbuch „Juleica-Handbuch für Jugendleiter-innen“ auf, welches 2003 erschien.
Das Handbuch ist so konzipiert, dass es kapitelweise eine kurze Theorieübersicht und thematische Einführung mit unterschiedlichen Methoden und Ideen zur anwendungsorientierten Umsetzung verbindet. Dabei wird sowohl eine präzise Methodenanleitung geboten als auch auf mögliche Grenzen und Hindernisse, die bei Jugendbeteiligungsverfahren auftreten können, eingegangen.
Aufbau des Handbuches
Das Buch ist in acht Kapitel gegliedert und widmet sich unterschiedlichen Dimensionen der Jugendbeteiligung. Einführend bekommt der Leser eine kurze Bedienungsanleitung an die Hand, die Hinweise zur Nutzung und Gestaltung des Buches bereithält. Das Handbuch bietet sodann anwendungsorientierte Anleitungen sowie Tipps zur Beschaffung von Material und Arbeitshilfen. Ergänzend wird auf weiterführende Literatur verwiesen und zahlreiche Praxisbeispiele mit Querverweisen auf andere passende Buchpassagen runden die gelungene Gestaltung des Buchs ab.
Besonders interessant sind beispielsweise die Kapitel zu Voraussetzungen für Beteiligung, zu Verbänden als Orte der Mitbestimmung, zur richtigen Kampagnenarbeit sowie zu langfristigen und nachhaltigen Beteiligungsverfahren. Dieses mit knapp 100 Seiten umfangreiche aber übersichtliche und gut strukturierte Handbuch ist für Berufspraktiker, Interessierte und Laien, die ‚politikverdrossene‘ Jugendliche zu mehr politischer Beteiligung bewegen wollen, gleichermaßen geeignet.
Literaturhinweise
Gute Beteiligungskultur – auf dem Weg zu einem praxisorientierten Qualitätsmanagement in der Bürgerbeteiligung Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #3, Republik Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 978-3942466-37-0.
Das Prinzip Haltung: Warum gute Bürgerbeteiligung keine Frage der Methode ist Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #3, Republik Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 978-3942466-37-0.
Partizipationsförderung in Ganztagsschulen. Innovative Theorien und komplexe Praxishinweise Buch
Springer VS, Wiesbaden, 2018.
Study on the impact of the internet and social media on youth participation and youth work Artikel
In: 2018, ISBN: 978-92-79-79849-8 .
The Oxford Handbook of Deliberative Democracy Buch
Oxford University Press , 2018.
KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #2 Buch
Republik Verlag, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Bürgerbeteiligung und Konfliktmanagement Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Das "Feuer großer Gruppen" - mit Großgruppen durch Konflikte gehen Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Ein Grenzgang - Informelle, dialogorientierte Bürgerbeteiligung im Netzausbau der Energiewende Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.