Shell-Studie: Steigendes Interesse an direkter, transparenter Politik
Heutige Jugendliche sind laut der neuesten Shell-Studie stärker an Politik interessiert als die Generationen vor ihnen, wobei das etablierte politische System weiter auf Kritik stößt.
Laut der seit 1953 regelmässig veröffentlichten Shell-Studie ist das politische Interesse der 12 bis 25-Jährigen 2015 um 11 Prozent gestiegen gegenüber der letzten Studie. Mit dem steigenden Interesse ist auch die Bereitschaft zur Beteiligung und zur politischen Aktivität verbunden: Eine weitverbreitete Form unter Jugendlichen ist dabei der politisch motivierte Boykott von Waren oder das Unterzeichnen von Online-Petitionen. Jeder zehnte Jugendliche engagiert sich in Bürgerinitiativen.
Obwohl sich aktuell 41 Prozent der Jugendlichen als „politisch interessiert“ bezeichnen, bleibt die Politikverdrossenheit jedoch bestehen und das Vertrauen in etablierte Parteien ist gering. So stimmten 69 Prozent der 12 bis 15-Jährigen der Aussage „Politiker kümmern sich nicht darum, was Leute wie ich denken“ zu. Die Verdrossenheit richtet sich vor allem gegen die Art und Weise, wie Politik derzeit gemacht wird: Sie sei den jungen Leuten „zu apparatehaft“, so Klaus Hurrelmann, Jugendforscher und Autor der Studie. Zudem entspreche sie weder ihren Vorstellungen von Transparenz noch von direkter und schneller Einflussnahme, die Jugendliche heute im digitalen Zeitalter bevorzugen.
Die Ergebnisse legen nahe, dass neue, innovative Formen der Bürgerbeteiligung erforderlich sind. Soll das steigende politische Interesse von Jugendlichen gefördert werden und nicht in Verdrossenheit und Misstrauen umschlagen, müssen sich die althergebrachten politischen Institutionen stärker öffnen und junge Menschen – unter Berücksichtigung ihrer digital geprägten Vorlieben und Kompetenzen – befähigen, sich zu informieren und zu beteiligen.
Literaturhinweise
Moderierter Bürgerdialog Buch
Boorberg, Berlin, 2011, ISBN: 978-3415047020.
Volksabstimmungen: Illusion und Realität Artikel
In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. Band 44-45, S. 47-55, 2011.
Einfach nur dagegen: Wie wir unseren Kindern die Zukunft verbauen Buch
Goldmann Verlag, München, 2011, ISBN: 978-3442312733.
Eigensinnige Geographien. Städtische Raumaneignungen als Ausdruck gesellschaftlicher Teilhabe Sammelband
VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2011, ISBN: 978-3-531-17860-8.
Mythos German Angst: Zum neuesten Aufguss einer alten Denunziation der Umweltbewegung Artikel
In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Bd. Band 5, S. 73-82, 2011.
Bürgerbeteiligung in der Postdemokratie Artikel
In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. Band 1-2, S. 13-18, 2011.
Ungleiche Verteilung politischer und zivilgesellschaftlicher Partizipation Artikel
In: Aus Politik und Zeitgeschichte, Bd. Band 1-2, S. 18-25, 2011.
Deliberation als Brücke zwischen passiver und aktiver Öffentlichkeit: Ein Feldexperiment zu den Chancen und Grenzen verschiedener Formen von Bürgerbeteiligung in der deutschen Gesundheitspolitik Buch
epubli GmbH, Berlin, 2011, ISBN: 978-3844212983.
Die erregte Republik: Wutbürger und die Macht der Medien Buch
Klett-Cotta, Stuttgart, 2011, ISBN: 978-3608946208.
Der Herbst der "Wutbürger": Soziale Kämpfe in Zeiten der Krise Sammelband
Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin, 2010.
Methodenhinweise
Deliberative MappingBeim Deliberativen Mapping entwickeln Fachleute und Bürger gemeinsam in einem konsultativen Verfahren priorisierte Handlungsalternativen zur Bearbeitung eines Konfliktthemas.
Weitere Methoden finden Sie in unserer Methodendatenbank ...