Civitas Digitalis Transferkonferenz

Die Bürgerbeteiligung ist in Hamburg und Kassel auf digitalem Vormarsch. Beide Städte setzen die Ergebnisse des Projektes Civitas Digitalis direkt in laufende Beteiligungsverfahren ein.

Foto: Michi S via Pixabay.

Ein innovatives Projekt steht vor seinem Abschluss: Im Rahmen der Civitas Digitalis Transferkonferenz im November 2019 wurde die dreijährige Projektarbeit zum Thema „Digitale und crowd-basierte Dienstleistungssysteme zur Schaffung zukunftsfähiger und lebenswerter Lebensräume 2020“ vorgestellt. 

Gefördert durch das Bundesministeriums für Bildung und Forschung stellte sich Civitas Digitalis der Herausforderung, Konzepte zu einer smarten Service Stadt der Zukunft zu entwerfen. Im Fokus des Projektteams standen dabei digitalisierte Formen der Bürgerbeteiligung. Ein zentrales Element ist die digital unterstützte Co-creation. „Für Co-creation werden Methoden bzw. Formate wie z. B. Design Thinking, Living Labs u. a. herangezogen, die eine starke Kreations- und Outcome orientierte Kollaboration ermöglichen“, erklärt Claudius Lieven, Leiter der Stabsstelle Stadtwerkstatt und Partizipation, Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen der Stadt Hamburg.

Warum eine digitalisierte Form der Bürgerbeteiligung?

„Isolation einzelner Gesellschaftsschichten, Beschleunigung des sozialen Wandels und Lebenstempos sowie Entfremdung stellen für Kommunen wachsende Herausforderungen dar und machen Veränderungen erforderlich“, so lautet die Ausgangssituation für das Projekt Civitas Digitalis (s. Projektbeschreibung). Um lebenswerte Städte mit zufriedenen Bürgern zu erreichen, könne man die Digitalisierung nutzen. 

Ziel von Civitas Digitalis war es, Bürger in die Gestaltung von Dienstleistungen und Projekten direkt und auf digitalem Weg mit einzubinden. Damit fließen nicht nur mehr Perspektiven in Projekte ein, sondern Bedarfe werden besser abgebildet. Mit digital unterstützter Bürgerbeteiligung werden Projekte sowohl demokratischer als auch effizienter. 

Die in der Konferenz diskutierten Formen der digital unterstützten Bürgerbeteiligung „können als ein Ansatz partizipativer Governance Formen verstanden werden“ und tragen so zum Diskurs über die Qualität der Demokratie bei. Betrachte man die vom Projekt fokussierten Co-Creationsprozesse, könnten diese die „User-Perspektive in kommunalen Entwicklungsprozessen [stärken]“, so Lieven. 

Highlights der Transferkonferenz

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Für fachlichen Input zu Trends der Bürgerbeteiligung sorgte in der ersten Hälfte der Veranstaltung zunächst die Keynote von Jörg Sommer, Direktor des Berlin Institut für Partizipation. Mit einer Einordung der Digitalisierung in das Zeitalter der vierten industriellen Revolution, verdeutlichte Sommer die Größenordnung bevorstehender gesellschaftlicher Umbrüche. „Es geht darum den demokratischen Diskurs der Menschen zu fördern […] . Das Digitale nur als Beteiligungstool zu verstehen, wird da weder den Risiken noch den Potenzialen gerecht“, so Sommer. Er wies darauf hin, dass die Kombination von analogen Diskursgremien mit Formen der digitalen Beteiligung ein spannendes Forschungsfeld darstellen. Mit dem Projekt Civitas Digitalis hätten die Akteure die richtigen Fragen danach gestellt: Wann, wo und wie kann die Digitalisierung zur bürgerlichen Emanzipation beitragen?

Rolf Lührs hielt im Anschluss einen Vortrag zum Stand und Auswirkungen von künstlicher Intelligenz auf Partizipationsprozesse. Der Geschäftsführer der DEMOS E-Partizipation GmbH startete mit der These, dass die Fähigkeiten von KI meist nicht treffend eingeschätzt werden könnten – Entweder man überschätze die Potenziale von Maschinen oder man unterschätze die umfassenden Folgen, die sie haben können. Mit einer zweiten These erläuterte Lührs die enorm hohe Relevanz der automatischen Sprachverarbeitung für Bürgerbeteiligungen. Hier würden eine Bandbreite an Themen berührt, da sie sprachlich vermittelt würden: Diskurse, die Abbildung von lebensweltlichem Wissen oder die inhaltliche Integration von Bürgerperspektiven. 

Workshops boten den Teilnehmenden die spannende Möglichkeit, sich mit den Akteuren der Städte und Universitäten aus Kassel, Hamburg und München zu digitalen Beteiligungsprozessen auszutauschen. Das Projektkonsortium nutze die Veranstaltung außerdem, um Einblicke in den Bericht zum 3-jährigen Projekt zu gewähren. 

Ausblick

Die Civitas Digitalis Digitalkonferenz eröffnete Perspektiven zu Chancen und Risiken der Digitalisierung in Beteiligungsprozessen. Stärken und Schwächen von digital unterstützten Verfahren wurden in der Diskussion deutlich.

Da es sich bei dem Projekt Civitas Digitalis um ein Projekt von Akteuren Verwaltung und Universität handelt, kommen Theorie und Praxis zusammen. Die Projektakteure haben darauf geachtet, dass eine gewisse Übertragbarkeit der Ergebnisse gewährleistet ist. Das Interesse aus Kommunen wird grundsätzlich als hoch eingeschätzt, auch wenn die Vorraussetzungen für derartige Bürgerbeteiligung auf kommunaler Ebene sehr heterogen seien.

 

Ein ausführliches Interview über das Projekt Civitas Digitalis mit dem Leiter der Stabsstelle Stadtwerkstatt und Partizipation der Stadt Hamburg, Claudius Lieven, finden Sie hier.

Literaturhinweise

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Anna Geis

Regieren mit Mediation: Das Beteiligungsverfahren zur zukünftigen Entwicklung des Frankfurter Flughafens Buch

VS Verlag, Wiesbaden , 2005.

BibTeX

Nuclear Energy Agency

OECD Nuclear Energy Agency: Stepwise Approach to Decision Making for Longterm Radioactive Waste Management Buch

Experience, Paris, 2004.

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Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)

Auswahlverfahren für Endlagerstandorte - Empfehlungen des AkEnd Forschungsbericht

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 2002.

Abstract | BibTeX

Ortwin Renn; Thomas Webler

Der kooperative Diskurs. Theoretische Grundlagen, Anforderungen, Möglichkeiten Buchabschnitt

In: Ortwin Renn; Hans Kastenholz; Patrick Schild; Urs Wilhelm (Hrsg.): Abfallpolitik im kooperativen Diskurs. Bürgerbeteiligung bei der Standortsuche für eine Deponie im Kanton Aargau, S. 3-103, vdf, Zürich, 1998.

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