Jorina Suckow: Die Stimme der Jugend im Nationalen Begleitgremium
Sehr geehrte Frau Suckow, Sie sind Mitglied des neu gegründeten Nationalen Begleitgremiums (NBG). Was waren Ihre ersten Gedanken, als Sie gebeten wurden, dem NBG beizuwohnen?
„Gebeten worden“ in dem Sinne bin ich nicht. Vielmehr klingelte unvermittelt mein Handy und jemand fragte, ob ich mich für die Endlagerung interessiere. Daraufhin folgten zwei Wochenenden, an denen ich mich das erste Mal vertieft mit dem Thema der Endlagerung auseinandergesetzt habe. Dort habe ich von der Rolle und Aufgabe des Nationalen Begleitgremiums erfahren und mich entschlossen, dass ich gerne einen Beitrag für eine transparente Suche eines Endlagerstandorts leisten möchte. In der Hand hatte ich dies jedoch nicht, vielmehr wurde ich von anderen „Zufallsbürgern und -bürgerinnen“ in das Gremium gewählt.
Mit 24 Jahren sind Sie das jüngste Mitglied des Gremiums und damit Vertreterin der jungen Generation. Wie gedenken Sie die Perspektive der Jugend in das Gremium zu tragen?
Die Frage, wie ich die Perspektive der Jugend in das Gremium tragen kann, ist für mich noch nicht abschließend geklärt, aber sehr wichtig. Der Prozess der Suche eines Standorts, der Bau und die Inbetriebnahme eines Endlagers wird mehrere Jahrzehnte andauern. Es sind daher meine und die folgenden Generationen, die letztlich mit der Entscheidung für ein Endlager leben müssen. Ich finde es daher wichtig, dass sich beim Prozess insbesondere viele junge Menschen engagieren, sich einbringen und Entscheidungen kritisch hinterfragen.
Manchmal kann ein größerer Altersunterschied einen gleichberechtigten Umgang auf Augenhöhe erschweren. Wie sind dahingehend Ihre Eindrücke nach den ersten Treffen mit Ihren älteren Kolleginnen und Kollegen?
Ich fühle mich im Gremium wohl; der Altersunterschied spielt dort keine Rolle. Ich habe keine Bedenken, Kritik zu äußern oder allgemein meine Meinung kundzutun.
Vermutlich hat Ihr neues Amt einiges Aufsehen unter Ihren Freunden und Bekannten erregt. Haben Sie den Eindruck, dass Ihr Umfeld ein verstärktes Interesse am komplexen Thema der Endlagersuche entwickelt hat?
Natürlich fragen Freunde und Familie gerade nach den Sitzungen des Gremiums oft nach, wie wir vorangekommen sind. Dann kommen wir allgemein über die Endlagerstandortsuche ins Gespräch. Ein verstärktes Interesse kann ich daher auf jeden Fall wahrnehmen.
Vor welchen Herausforderungen steht das NBG Ihrer Meinung nach?
Unsere gesetzliche Aufgabe ist es, das Auswahlverfahren und dabei insbesondere die Öffentlichkeitsbeteiligung gemeinwohlorientiert zu begleiten. Das hört sich erstmal klar und einfach an. Ich denke aber, dass es enorme Anstrengungen erfordern wird. Eine solche gemeinwohlorientierte Begleitung setzt ein Vertrauen in das Verfahren voraus. Dieses Vertrauen bei den Bürgerinnen und Bürgern zu schaffen, wird gerade im Hinblick auf die Erfahrungen in der Vergangenheit keine leichte Aufgabe.
Jorina Suckow, Jurastudentin aus Hamburg, ist Mitglied des Nationalen Begleitgremiums in der Endlagersuche. Sie ist einer von drei sogenannten Zufallsbürgern, die mittels eines aleatorischen Verfahrens Teil des Gremiums wurden.
Anmerkung der Redaktion: Zu ihrer Rolle als Mitglieder des NBG interviewte der BBLOG bereits Armin Grunwald und Monika Müller.
Literaturhinweise
Bürger machen Haushalt - Leitfaden für Bürgerhaushalte in Städten und Gemeinden Buch
2010.
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Demokratie! Nein danke? Demokratieverdruss in Deutschland Buch
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Leitfaden partizipativer Verfahren. Ein Handbuch für die Praxis Buch
ITA-Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2006.
Klassenherrschaft und politisches System. Die Selektivität politischer Institutionen Buchabschnitt
In: Claus Offe; Jens Borchert; Stephan Lessenich (Hrsg.): Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2006.
Kommunaler Bürgerhaushalt – ein Leitfaden für die Praxis Forschungsbericht
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Recipes for Public Spheres: Eight Institutional Design Choices and Their Consequences Artikel
In: The Journal of Political Philosophy, Bd. 11, Nr. 3, S. 338-367, 2003.
Die Konsensus Konferenz in Theorie und Anwendung. Gutachten im Auftrag der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg Forschungsbericht
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Der kooperative Diskurs. Theoretische Grundlagen, Anforderungen, Möglichkeiten Buchabschnitt
In: Ortwin Renn; Hans Kastenholz; Patrick Schild; Urs Wilhelm (Hrsg.): Abfallpolitik im kooperativen Diskurs. Bürgerbeteiligung bei der Standortsuche für eine Deponie im Kanton Aargau, S. 3-103, vdf, Zürich, 1998.
Das Expertendilemma: zur Rolle wissenschaftlicher Gutachter in der öffentlichen Meinungsbildung Buch
Springer , Berlin, 1996.