Der große Demokrator

Der Filmemacher Rami Hamze will sich engagieren. Er will etwas Nützliches tun. So beginnt die Geschichte einer Reise, die ihn nach Köln-Kalk führt. Er sammelt 10.000 € Spendengelder und stellt sie den Kalker Bürgern zur Verfügung. Sie sollen entscheiden, wie sie das Geld in ihren Stadtteil investieren wollen. Unter dem Motto „Kalk für Alle“ können alle mitmachen: Demokratie zum Anfassen.
Ein einfacher Film über komplizierte Angelegenheiten.
Unermüdlich sammelt Rami Hamze Ideen, trifft die unterschiedlichsten Leute und schafft einen offenen Treffpunkt im Kiez. Aber schnell beginnt er auch sich die Frage zu stellen, ob seine Idee eine Utopie ist. Können überhaupt alle noch so unterschiedlichen Menschen zusammen für etwas arbeiten?
Und wie erreiche ich überhaupt alle Menschen?
Diese zentrale Frage aller Beteiligungsideen wird in diesem sehr eindrucksvollen Film überdeutlich. Zunächst kommen überhaupt nur die bereits gut organisierten Bürger mit ihren schon lange bestehenden Wünschen und Projekten. Die immer gleichen Leute. Aber eben nicht die, die es nicht gewohnt sind, ihre Meinung zu vertreten. Rami Hamze hat ein Erreichbarkeitsproblem. Ein Problem mit der Beteiligungsbereitschaft.
Er gibt sich alle erdenkliche Mühe, um auf die Bürger zuzugehen, findet aber zu vielen Bevölkerungsgruppen einfach keinen Zugang. Dennoch ist es beeindruckend, wie viele kreative Ideen aktiv eingebracht werden von sehr unterschiedlichen Menschen. Es entstehen Vernetzungen, die vorher undenkbar waren.
Für partizipative Demokratie braucht es Zeit, klare Strukturen und vielleicht manchmal auch Führung.
Am Ende zieht er sehr interessante Rückschlüsse aus seinem Experiment: Für partizipative Demokratie braucht es Zeit, klare Strukturen und vielleicht manchmal auch Führung. Die Herangehensweise war naiv, aber vielleicht auch gerade deshalb so ermutigend für viele. Wer weiß, ob ein Mehr an Struktur und Führung nicht viele dieser Menschen abgeschreckt und die Kreativität in engere Schranken verwiesen hätte.
Literaturhinweise
Online-Bürgerbeteiligung an der Parlamentsarbeit Forschungsbericht
Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) Nr. Nr. 173, 2017, ISSN: 2364-2599.
Atommüllendlagersuche und Zivilgesellschaft Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Baden-Württemberg auf dem Weg zu einer dynamischen Mitmachdemokratie Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Partizipation und Nachhaltigkeit - Warum wir die repräsentative Demokratie in Deutschland reformieren müssen Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Bürgerbeteiligung an der Bürgerbeteiligung - Gedanken zu "Partizipativen Begleitgremien" in Beteiligungsprozessen Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Eine Frage der Beteiligung? Die Herausforderung Endlagersuche Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Finanzielle Bürgerbeteiligung in der Energiewende Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #2 Buch
Republik Verlag, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Regieren in Kommunen. Herausforderungen besser bewältigen – Außen- und Binnenorientierung beeinflussen Sammelband
Springer VS, Wiesbaden, 2017, ISBN: 978-3-658-14609-2.
Methodenhinweise
Kommunaler PlanungsworkshopDer Planungsworkshop unterstützt mit seinem strukturierten Ablauf und geringen Zeitanspruch Kommunen bei der Ausarbeitung eines Aktionsplans. Die Methode ist besonders geeignet für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.
Deliberative MappingBeim Deliberativen Mapping entwickeln Fachleute und Bürger gemeinsam in einem konsultativen Verfahren priorisierte Handlungsalternativen zur Bearbeitung eines Konfliktthemas.
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