Bürgerdialog Endlagerkommission – Erlebnisbericht 6
Der Bürgerdialog der Endlagerkommission am 20. Juni 2015 war neben vielen noch folgenden Formaten eine wichtige Veranstaltung um eine umfassende Bürgerbeteiligung an der Arbeit der Endlagerkommission zu etablieren.
Wir wollen in regelmäßigen Abständen den Blick zurück auf den Bürgerdialog richten und dafür Stimmen von Bürgern zu Wort kommen lassen, die ohne einschlägiges Vorwissen zur Atommüll-Entsorgung am Bürgerdialog teilgenommen haben. Ziel ist es, einen möglichst facettenreichen und objektiven Eindruck des Bürgerdialoges zu bekommen.
Hier schildert S.A. (Name liegt der Redaktion vor) seine Eindrücke von der Veranstaltung:
„Ich empfand den Bürgerdialog als gut organisiert. Die Räumlichkeiten waren der Veranstaltung angemessen. Die Bewirtung in Form von Getränken, Snacks und Mittagessen war tadellos.
Die Moderation auf der großen Bühne führte gut durch die Veranstaltung. Die Präsentation der Ergebnisse am Ende war leider etwas unübersichtlich. Eine ordentliche PowerPoint Präsentation oder ähnliches wäre der Klarheit dienlich gewesen.
„Die Präsentation der Ergebnisse am Ende war leider etwas unübersichtlich.“
In der Fokusgruppe gelang es der Moderatorin, die Argumente schriftlich an einem Flip Chart festzuhalten und Wesentliches zu markieren. Anmerkungen notierte sie umgehend und ergänzte die Änderungswünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Sie war zu jeder Zeit politisch neutral und unvoreingenommen und ihr Umgang stets respektvoll. Sie sorgte dafür, dass der Zeitplan gut eingehalten wurde. Insgesamt gelang ihr die Leitung der Diskussion ohne Probleme.
Meine Fokusgruppe „Wie kann sichergestellt werden, dass die Kosten für die Entsorgung verursachergerecht getragen werden?“ war bunt gemischt. Neben Schülern und Studierenden waren unterschiedliche Mitglieder der Gesellschaft wie Gewerkschaftsangehörige, Mitarbeiter von gemeinnützigen Organisationen, Mitarbeiter von Atomkraftwerksbetreiber sowie interessierte Bürger anwesend.
Die Diskussion war stets von gegenseitigem Respekt geprägt. Alle Teilnehmer konnten ihre Argumente gleichberechtigt hervorbringen, ohne fürchten zu müssen, verbal angegriffen oder diffamiert zu werden. Auch die anwesenden Schüler kamen zu Wort.
Auffällig war der zu Anfang hohe Redeanteil eines der anwesenden Kommissionsmitglieder. Erst nach einer Intervention des zweiten Kommissionsmitglieds im Sinne eines Dialogs der BÜRGER, waren die Redezeiten ausgewogener.
Meiner Meinung nach wurden im Verlauf des Bürgerdialogs wichtige Argumente ausgetauscht und festgehalten. Die Aufbereitung der Ergebnisse hätte aber beispielsweise mit PowerPoint professioneller und dadurch nachvollziehbarer und übersichtlicher gestalten werden können.
Ich hoffe, die Kommission kann die besprochenen Punkte mitnehmen und weiter diskutieren. Durch die Veranstaltung ist die Kommission dem Ziel, die Bürger an der Standortsuche zu beteiligen, einen Schritt näher gekommen.
Für zukünftige Veranstaltungen kann man die Verwendung von Social Media in Erwägung ziehen und zum Beispiel auch einen Liveblog einrichten. Damit werden auch Bürgerinnen und Bürger erreicht, die nicht persönlich zum Veranstaltungsort reisen können aber trotzdem teilnehmen wollen.“
Literaturhinweise
OECD Nuclear Energy Agency: Partnering for Long-term Management of Radioactive Waste Buch
Paris, 2010.
Engagementpolitik: Die Entwicklung der Zivilgesellschaft als politische Aufgabe Buch
VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2009, ISBN: 978-3531162324.
Akteure der Stadtteilentwicklung: Wie Verwaltung, Politik und Bürgerschaft Beteiligung definieren Buch
oekom Verlag, München, 2009, ISBN: 978-3865811394.
Gesellschaftliche Akzeptanz von CO2-Abscheidung und -Speicherung in Deutschland Artikel
In: Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 2008.
Leitfaden partizipativer Verfahren. Ein Handbuch für die Praxis Buch
ITA-Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2006.
Regieren mit Mediation: Das Beteiligungsverfahren zur zukünftigen Entwicklung des Frankfurter Flughafens Buch
VS Verlag, Wiesbaden , 2005.
Kommunaler Bürgerhaushalt – ein Leitfaden für die Praxis Forschungsbericht
2004.
Recipes for Public Spheres: Eight Institutional Design Choices and Their Consequences Artikel
In: The Journal of Political Philosophy, Bd. 11, Nr. 3, S. 338-367, 2003.
Die Konsensus Konferenz in Theorie und Anwendung. Gutachten im Auftrag der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg Forschungsbericht
Akademie für Technikfolgenabschätzung Stuttgart, 1999.
Das Expertendilemma: zur Rolle wissenschaftlicher Gutachter in der öffentlichen Meinungsbildung Buch
Springer , Berlin, 1996.