Wie gelingt gute Beteiligung?
Dieses Buch hält, was es verspricht. Die Partizipationsexperten Christina Benighaus, Dr. Gisela Wachinger und Prof. Dr. Dr. h. c. Ortwin Renn haben in diesem Jahr das Buch „Bürgerbeteiligung. Konzepte und Lösungswege für die Praxis“ herausgegeben und damit einen sehr leichten Zugang zum Thema Partizipation geschaffen. Wie der Titel schon verrät, bekommen die Leser eine Einführung in die theoretischen Grundlagen, aber – und hier liegt der eigentliche Fokus – auch in die praktische Umsetzung von Beteiligungsverfahren.
Das Werk möchte ein Hilfsmittel für alle Verfahrensbeteiligten sein, doch spricht es insbesondere diejenigen an, die eines organisieren, durchführen und evaluieren. Da hierfür oft Kommunen zuständig sind, wird auf sie gezielt eingegangen und die Verfasser erklären, dass der „Band … die Bürgerschaft ermutigen [möchte], die Partizipation in den Kommunen stärker einzufordern.“
Schon in der Einleitung wird deutlich, dass die Autoren großen Wert auf Klarheit und Verständlichkeit gelegt haben: Aussagekräftige Überschriften im obligatorischen Inhaltsverzeichnis geben dem Leser eine präzise Vorstellung vom Ablauf der Argumentation. Zusätzlich bietet eine tabellarische Darstellung dem Leser einen kompakten Überblick über die Inhalte der einzelnen Abschnitte und erleichtert ihm so den Einstieg.
Ein kurzer Blick auf den Inhalt
Das Werk gliedert sich in vier Abschnitte. Den Anfang macht der Theorieteil A. Hier werden nicht nur grundlegende Fragen zum Thema beantwortet, sondern auch beachtenswerte Punkte angesprochen, die bei der Umsetzung von Beteiligungsverfahren berücksichtigt werden sollten, wie zum Beispiel Teilnahmebedingungen, Ergebniserzielung und Überführung der Ergebnisse in den politischen Entscheidungsprozess. Nach der Theorie folgt in Teil B die Praxis. Auf rund 200 Seiten wird Einsicht in 22 konkrete Fallbeispiele gegeben, die veranschaulichen sollen, welches Verfahren für welchen Diskurs geeignet sein könnte. Unterschieden wird dabei zwischen Vermittlung-/ Wissensdiskursen, Reflexionsdiskursen, Gestaltung-/ Handlungsdiskursen und Konfliktlösungsdiskursen. Hieran schließt sich sinngemäß der nächste Kapitelblock C zum Thema Evaluation an. Diese sollte nicht erst nach Abschluss eines Beteiligungsverfahrens beginnen, sondern den Prozess schon früh begleiten, so die Autoren. So wäre sowohl eine Prozessoptimierung im Verlauf möglich als auch eine Verbesserung und Anpassung der Evaluationsmethoden selbst. Erneut verdeutlichen Beispiele aus der Praxis die Argumentation. Der letzte Abschnitt des Buches fasst die Kernaussagen der vorherigen Kapitel kompakt zusammen.
Fazit
Es ging den Verfassern nicht darum, ein „Rezeptbuch für gelingende Bürgerbeteiligung“ zu schreiben, das „allgemeingültige Regeln für Beteiligungsmaßnahmen aufstellt.“ Sie möchten mit ihrem Band vielmehr dabei helfen, dass für die jeweilige Situation das geeignete Verfahren von den Initiatoren entwickelt und so der größtmögliche Erfolg erzielt werden kann. Diesem Bestreben sind sie mit ihrem Band in jedem Falle nachgekommen.
Buchinformationen
Autoren: Christina Benighaus, Gisela Wachinger, Ortwin Renn
Titel: Bürgerbeteiligung. Konzepte und Lösungswege für die Praxis.
Verlag: Wolfgang Metzner Verlag
Erscheinungsjahr: 2016
ISBN 978-3-943951-68-4
Literaturhinweise
Das Problem der Exklusion: Ausgegrenzte, Entbehrliche, Überflüssige Sammelband
Hamburger Edition, Hamburg, 2006, ISBN: 978-3936096699.
Von Porto Alegre nach Europa. Möglichkeiten und Grenzen des Bürgerhaushalts Buchabschnitt
In: Heinz Kleger; Jochen Franzke (Hrsg.): Kommunaler Bürgerhaushalt in Theorie und Praxis am Beispiel Potsdams, Universitätsverlag Potsdam, Potsdam, 2006.
Leitfaden partizipativer Verfahren. Ein Handbuch für die Praxis Buch
ITA-Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2006.
Klassenherrschaft und politisches System. Die Selektivität politischer Institutionen Buchabschnitt
In: Claus Offe; Jens Borchert; Stephan Lessenich (Hrsg.): Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2006.
Partizipation – ein Begriff, der ein Meister der Verwirrung ist Buchabschnitt
In: Carsten Quesel; Fritz Oser (Hrsg.): Die Mühen der Freiheit: Probleme und Chancen der Partizipation von Kindern und Jugendlichen, S. 17-37, Rüegger, Zürich, 2006.
TA und (Technik-)Akzeptanz(-forschung) Artikel
In: Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis , Bd. 3, Nr. 14, S. 45-53, 2005.
In: Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis , Bd. 3, Nr. 14, S. 29-38, 2005.
Am Rande der Gesellschaft: Risiken sozialer Ausgrenzung Buch
Verlag Barbara Budrich , Leverkusen, 2005, ISBN: 978-3938094938.
Die Zukunft gemeinsam gestalten. Das Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung Buch
Wien, 2005.
EriK - Entwicklung eines mehrstufigen Verfahrens der Risikokommunikation Buch
Akademie für Technikfolgenabschätzung, Stuttgart, 2005.