Augmented Participation

Mit digitalen Innovationen zu besserer Beteiligung?

Wie kann “Augmented Reality” dazu beitragen, städtebauliche Planungsprozesse partizipativer zu gestalten?

Beitrag Augmented Reality

Unsere Gesellschaft wird zunehmend durch die voranschreitende Digitalisierung sowie weite Verbreitung von mobilen Endgeräten geprägt. Auch partizipative Verfahren profitieren von dieser Veränderung: Die weitreichende Verfügbarkeit von Smartphones und Tablets eröffnet neue Dimensionen von Vernetzung, bietet Grundlage für innovative Methoden oder Datenerfassung. Dr. Stefan Höffken, Stadt- und Regionalplaner bei Tegel Projekt GmbH, fasst dieses breite Feld an Optionen als “mobile Partizipation” zusammen. Er beschäftigt sich mit dem Thema, wie Bürger mit dem Smartphone Stadtplanung mitgestalten können. 

Eine mögliche, neue Methode ist dabei die Nutzung von Augmented Reality (AR) in der partizipativen Stadtplanung. 

Unter “Augmented Reality” (dt. erweiterte Realität) wird eine Visualisierungsmethode verstanden, die mit Hilfe von computerbasierter Simulation ein Abbild der Realität erstellt. Somit wird eine Verknüpfung der virtuellen mit der physischen Realität erzeugt. Die Technik ermöglicht dadurch die Projektion physischer Strukturen – beispielsweise erste Entwürfe von Gebäuden – auf ihre späteren Standorte. Die Methode findet bereits im Bereich der Architektur Anwendung und ist auch im Zusammenhang mit Beteiligungsverfahren interessant. Bei Augmented Participation können Bürger geplante Bauvorhaben nicht nur betrachten, sondern auch umgehend kommentieren und bewerten. Die Anwendung kann auf diese Weise das Verständnis für die Planungsinhalte stärken.

Im Vergleich zu Virtual Reality (VR), bei der eine spezielle VR-Brille benötigt wird, können AR-Anwendungen über Smartphones und Tablets eingesetzt werden. Eine weitere Unterscheidung von VR und AR liegt in der Abstraktion der Darstellungen. AR erweitert die sichtbare reale Umgebung um zusätzliche virtuelle Informationen. Bei VR wird hingegen die reale Umwelt komplett ausgeblendet und durch eine virtuelle ersetzt (Fegert et al. 2020). 

Augmented Reality in der Stadtplanung

Anwendung hat AR jüngst im Kontext der Planung des Hammerbrooklyn Digital Campus in Hamburg gefunden. Für das urbane Entwicklungsprojekt wurde prototypisch ein Partizipationstool mit Hilfe einer Augmented Reality-Anwendung entwickelt, um die Entwürfe der am Wettbewerb teilnehmenden Architekturbüros für die Bürger zu visualisieren. Unmittelbar an dem zu bebauenden Grundstück konnten die fünf geplanten Gebäude in einem 1:1 Maßstab betrachtet werden. Darüber hinaus hatten die Testpersonen die Option, die gesammelten Eindrücke direkt mit einer Sprachnachricht zu kommentieren. Die lebensnahe Darstellung ermöglichte den Bürgern die Wirkung der Gebäude im öffentlichen Raum zu beurteilen. Bei dem Projekt wurde erprobt, inwieweit städtebauliche Themen mit AR-Technologien für Bürger verständlich kommuniziert werden können und welche Zugangsmöglichkeiten sich daraus ergeben.

Auch Fraunhofer Austria setzte sich in einem Forschungsprojekt bereits mit den Möglichkeiten der AR Technik im Kontext der Stadtplanung auseinander. Im Rahmen des Vorhabens wurde eine Simulationssoftware entwickelt, mit der ein virtueller Rundgang durch den neu geplanten Stadtteil Seestadt Aspern in Wien möglich war. Im Quartier “Am Seebogen” konnten die Teilnehmenden die bisherigen Planungen virtuell betrachten. Verschiedene Optionen ermöglichten das Einnehmen der Perspektive eines Kindes, die Betrachtung bei unterschiedlichen Sonnenständen sowie die Veränderung der Vegetation im Zeitverlauf. Die Erkenntnisse des Potentials von AR zur Verbesserung von partizipativer Stadtplanung wurden schließlich in einem Leitfaden festgehalten.

Eine Chance für bessere Partizipation?

Diese Projekte zeigen, dass das noch junge Feld der Augmented Participation interessante Optionen bietet, um Bürger in städtebauliche Vorhaben einzubinden. Die Technologien können Beteiligungsimpulse erzeugen, da bereits in der Planungsphase die zukünftige Gestalt eines Areals erkennbar wird und den Planungsprozess für Laien visualisiert. Dies wirkt komplexitätsreduzierend und trägt potentiell zu einem Diskurs auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten bei. Mit dieser Form der erweiterten Realität ist es möglich, die sonst schwer nachzuvollziehenden Planungen zugänglicher zu machen und das Interesse an städtebaulicher Entwicklung in der gesellschaftlichen Breite zu stärken. 

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