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Der Jugenddialog zur 23. Weltklimakonferenz hat Fahrt aufgenommen

In Eberswalde, Nürnberg und Bochum fanden am 29. September Jugenddialoge statt, die jungen Menschen eine Beteiligung an der 23. Weltklimakonferenz ermöglichen sollten, die im November unter der Präsidentschaft von Fidschi in Bonn stattfinden wird.

bipar - Bürgerbeteiligung - Jugenddialog Foto: BMUB, Thomas Koehler/photothek.net

„Klimaschutz lebt vom Mitmachen und von der Vielfalt der Ideen – genauso wie die Demokratie“, mit diesen Worten begrüßte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks die Teilnehmenden des Jugenddialogs zur 23. Weltklimakonferenz (COP23), der zeitgleich in drei deutschen Städten stattfand. So versammelten sich am 29. September auch in Eberswalde etwa 50 Jugendliche, die interessiert daran waren, die Geschehnisse auf dem UN-Klimagipfel mitzugestalten.

Einen Tag lang lud das Bundesumweltministerium (BMUB) zu diesem Anlass ein und ermutigte so deutschlandweit insgesamt etwa 200 junge Menschen, über Klimawandel und Klimaschutz zu diskutieren. Durchgeführt durch das nexus – Institut für Kooperationsmanagement u. interdisziplinäre Forschung wurden die Teilnehmenden per Losverfahren an verschiedene Tische verteilt, an denen sie den Rest des Tages miteinander ins Gespräch kamen. Eingeleitet durch eine Kurzvorstellungsrunde in den Kleingruppen und darauffolgend eine Skypekonferenz mit einem jungen Aktivisten aus Marokko, der selbst an der COP22 in Marokko teilgenommen hatte, folgten dann jeweils kleine Wissens-Inputs des Politikwissenschaftlers Dennis Tänzler, der für das Forschungsinstitut adelphi tätig ist.

Interaktive Abstimmungen per Smartphone

Am Ende der Inputphase, die zu drei verschiedenen Themen im Bereich Klimawandel durchgeführt wurden, stand eine Diskussionsphase: Es wurden Fragen an die Gruppen gegeben, die diese dann debattierten und schließlich ihre Ergebnisse auf einem Plakat festhalten sollten. Diese Plakate wurden eingesammelt und im Hintergrund des Raumes ausgestellt, sodass jeder einen Blick auf sie werfen konnte.

Auch innovative, digitale Beteiligungsformate kamen zum Einsatz. Die Diskussionsphase endete mit einer anonymen Abstimmung, die interaktiv über das Smartphone durchgeführt wurde: Die Teilnehmenden sollten dort etwa beantworten, welches Wort sie mit dem Begriff Klimawandel assoziieren, was Deutschland vorrangig im Bereich Klimaschutz tun sollte oder welches Klimaschutz-Projekt sie selbst gerne einmal durchführen wollen würden. Einen Einblick in die Ergebnisse dieser Befragungen gab es dann direkt im Anschluss an die Abstimmung. Per Leinwand konnten die Teilnehmenden sehen, wie viele ihrer Mitstreiter welchen Begriff gewählt hatten oder ob alle im Raum den Klimawandel als so bedrohlich empfanden wie sie selbst.

Die Welt im Jahr 2050

Im Anschluss an drei Runden dieser Art fand ein letzter Durchgang statt, bei dem die Teilnehmenden ohne eine wissenschaftliche Einleitung über ihre Visionen für das Jahr 2050 diskutieren durften: Die Ergebnisse waren sehr divers. Von Dystopien, die ein Versiegen des Golfstroms vorhersahen und Problematiken der Klimaflucht thematisierten bis hin zur Umbenennung der Sahara in „Solahara“, die eine Gruppe mit einem Augenzwinkern vorstellte, war alles vertreten.

Während des gesamten Tages war spürbar, mit wie viel Engagement und Motivation die jungen Menschen diskutierten und wie sehr vielen von ihnen Klimaschutz am Herzen lag. Viele Teilnehmenden hatten bereits breite Vorkenntnisse und die Debatten fanden größtenteils auf einem hohen Niveau statt, was durch die wissenschaftlichen Einwürfe unterstützt wurde. Dies führte jedoch auch dazu, dass die Diskussionsbeteiligung an den Tischen für Jugendliche mit kaum Vorwissen erschwert wurde: Die Kurzvorträge von Dennis Tänzler konnten zwar etwas Einstiegswissen vermitteln, die Debatten an den Tischen gingen jedoch weit über dieses hinaus.

Was nun?

Schließlich stand vor allem die Frage im Raum, wie die Diskussionsergebnisse des Jugenddialogs in Einsatz kommen sollten. Zu diesem Zweck wurden unter allen interessierten Teilnehmenden acht Jugendliche pro Stadt ausgewählt, die am 14. Oktober noch einmal zusammentreten werden, um konkrete Forderungen auszuarbeiten. Diese werden dann im sogenannten „Train to Bonn“, der die deutsche Delegation für die COP23 zum Veranstaltungsort bringen wird, durch wiederum ausgewählte Jugendbotschafter an die Bundesumweltministerin übergeben. Auch auf der Klimakonferenz selbst sollen die Ergebnisse letztendlich vorgestellt werden.

Interessant wird sein, wie die deutsche Delegation letztendlich mit den Ergebnissen der Jugenddialoge umgehen wird. Wird eine Einflussnahme auf die inhaltlichen Positionen möglich sein oder geht es bei den Jugenddialogen um eine symbolische Geste, die eher dazu dient, dass Jugendliche sich weiter mit dem Thema befassen? Der weitere Prozess wird es zeigen.

Einen Bericht des BMUB zur Veranstaltung in Eberswalde finden Sie hier.

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