Umgang mit Konflikten

Der Direktor des Berlin Institut für Partizipation Jörg Sommer spricht über die Rolle von Konflikten in Beteiligungsprozessen.

Wir lesen häufig von Konflikten in der Bürgerbeteiligung. Mal geht es um die Erschließung eines Gewerbegebietes, mal um den Bau eines Bahnhofs. Die Vorhaben können von kommunaler Reichweite sein oder bundesweites Interesse erzeugen, wie es bei der Suche nach einem Standort zur Lagerung hochradioaktiver Abfallstoffe der Fall ist. Oft tritt jedoch bereits vor oder erst während des Prozesses die Frage auf, wie mit Gegenpositionen und Widerständen umgegangen werden soll. Nicht selten werden aufkommende Konflikte dabei als bloßer Störfaktor aufgefasst, der die akribische und detaillierte Planung torpediert und das Verfahren ausbremst.

Treibstoff für Beteiligung

In einem Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe BETEILIGUNG 2 GO der Breuninger Stiftung nahm der Direktor des Berlin Institut für Partizipation Jörg Sommer eine andere, positive Position ein. Konflikte seien unausweichlich und nicht negativ, so der Partizipationsexperte. Wichtiger sei die Frage, wie mit Dissens umgegangen werde und ob es gelinge, Konflikte wertschätzend zu bearbeiten. Vor diesem Hintergrund plädierte er dafür, Konflikte als Treibstoff für Beteiligung zu sehen, die einerseits das Verfahrensergebnis verbessern und andererseits dem Resultat zur größeren gesellschaftlichen Akzeptanz verhelfen können.

Zudem zeigte er auch, dass ein generelles Streben nach Konsens in einer vielfältigen Gesellschaft bedrohlich ist, da dadurch ein Homogenitätsdruck entsteht. Dieses Verständnis stehe in Tradition der identitären Demokratietheorie und bilde einen Widerspruch zu einer pluralen Demokratie, so Sommer.

Gute Beteiligung als Konfliktmanagement

Dennoch stellt der Umgang mit Konflikten auch immer eine Herausforderung für alle Beteiligten dar. Für Moderationen und Beteiligende ist daher ein reflektierter Umgang mit ihnen unumgänglich. Anhand seines Konfliktstufenmodells erläuterte Sommer daher abschließend grundlegende Handlungsstrategien je nach Eskalationsgrad des jeweiligen Konfliktes. Man könne dabei nicht per se den Anspruch haben, jeden im Verfahren auftretenden Konflikt aufzulösen. Gute Beteiligung zeichne sich vielmehr dadurch aus, dass Konflikte nicht vermieden würden und ein aktives Konfliktmanagement erfolge, so der Partizipationsexperte.

Den halbstündigen Vortrag sehen Sie hier:

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