Transparenz-Ranking 2017

Die Vereine Mehr Demokratie und Open Knowledge Foundation haben erstmalig Informationsfreiheits- und Transparenzgesetze bundesweit miteinander verglichen und ein entsprechendes Transparenz-Ranking erstellt.

Bürgerbeteiligung - Transparenz-Ranking Foto: pixabay.com

Bekanntlich wichtige Voraussetzung gelingender Bürgerbeteiligung sind Offenheit und Transparenz auf Behörden- und Verwaltungsebene. Dies impliziert auch eine nutzerfreundliche Zugangsmöglichkeit zu einer Vielzahl von Informationen. Rechtliche Grundlage dafür ist in Deutschland vor allem das Informationsfreiheitsgesetz, wonach jede Person einen voraussetzungslosen Rechtsanspruch auf amtliche Informationen hat. Dieser betrifft jedoch lediglich die entsprechenden Bundesbehörden. Auf Länderebene gestaltet sich deshalb die gesetzliche Lage und Umsetzung bisher sehr unterschiedlich. Daher haben die Vereine Mehr Demokratie und die Open Knowledge Foundation Deutschland erstmalig ein Transparenz-Ranking durchgeführt. Beide Vereine agieren mit der Überzeugung, „Nur wer von einem Vorgang weiß, kann sich aktiv in politische Prozesse einbringen.“dass Transparenz hilfreich ist, um Korruption zu bekämpfen und das Vertrauen der Bürger in ihre Demokratie zu stärken. Dem Staat bringe Transparenz selbst auch Vorteile, so die Autoren im Bericht zum Transparenz-Ranking, denn die behördeninterne Aufbereitung der Daten schaffe einen besseren Überblick und ermögliche einen leichteren Transfer der Daten zwischen verschiedenen Behörden.

Methodik des Transparenz-Rankings

Für das Ranking haben die Autoren einen Kriterienkatalog entworfen. Er umfasst sechs Punkte mit unterschiedlicher Gewichtung. Auf Basis dieser Bewertungsmaßstäbe haben sich die Autoren die Transparenz- und Informationsfreiheitsgesetze der unterschiedlichen Bundesländer näher angeschaut. An erster Stelle des Kriterienkatalogs steht das Informationsrecht gefolgt von Auskunftspflichten. Beide Untersuchungsgrößen regeln das Ausmaß, in dem Informationen zugänglich sind. Weiterhin berücksichtigt werden Ausnahmen (z. B. Persönlichkeitsrechte oder Geschäftsgeheimnisse). Damit werden Bereiche erfasst, die von einer Auskunftspflicht ausgenommen sind. Außerdem begutachtet das Ranking, welche Hürden bei einer Antragstellung genommen werden müssen und welche Gebühren ggf. anfallen. Schließlich beachtet es die optionale Existenz eines Informationsfreiheitsbeauftragten.

Bürgerbeteiligung - Transparenz-Ranking

Quelle: Bericht Transparenzranking 2017, S. 6

Der Norden führt in Sachen Transparenz

Die fortschrittlichsten Transparenzgesetze finden sich im Norden der Republik. Den ersten Platz erhält die Hansestadt Hamburg, die sich mit dem Transparenzgesetz bereits 2012 das Ziel gesetzt hat, Transparenz-Hauptstadt zu werden. Die Behörden des Landes sind seither verpflichtet, amtliche Informationen ohne Aufforderung im Internet frei zugänglich zu machen. Dazu gehören bspw. Gutachten, Senatsbeschlüsse und Verträge ab 100.000 Euro, sofern diese die Daseinsvorsorge betreffen. Noch ungeklärt ist in Hamburg allerdings, ob die mittelbare Staatsverwaltung einer Veröffentlichungs- oder nur einer Auskunftspflicht unterliegt. Momentan verhandelt man diese Frage noch in den Gerichten. Bedeutend sei sie deshalb, so der Bericht, da zur mittelbaren Staatsverwaltung bspw. auch die Handelskammer zähle, die gleichzeitig auch die größte Gegnerin des Transparenzgesetzes darstelle.

Den zweiten und dritten Platz belegen Schleswig-Holstein und Bremen. In Schleswig-Holstein hat man besonders umfassende Auskunftspflichten und gut geregelte Ausnahmen verabschiedet. Die Autoren befürchten jedoch, dass es in der laufenden Legislaturperiode zu Beschneidungen der Auskunftspflichten kommen wird. So könnten die von den Fraktionen beauftragten wissenschaftlichen Dienste des Landtags in Zukunft von einer Auskunftspflicht befreit werden. In Bremen dagegen gäbe es besonders starke Informationsrechte und ebenfalls eine gute Ausgestaltung der Ausnahmen. Nachholbedarf bestehe allerdings bei den unzureichenden Regelungen der Antragstellung, die etwa keine Antragsassistenz vorsehen und auch keine anonymen Anfragen zuließen.

Auf der grafisch ansprechenden Internetseite transparenzranking.de können Interessierte mehr über das Ranking der einzelnen Bundesländer erfahren. Wer wissen möchte, wie sein Bundesland abgeschnitten hat, wählt einfach das entsprechende Land aus und scrollt sich durch die verständlich aufbereiteten Ergebnisse.

Literaturhinweise

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Christine Grüger

Für und Wider der Partizipation in städtebaulichen Wettbewerbsverfahren Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.

Abstract | Links | BibTeX

Lars Holstenkamp; Jörg Radtke

Finanzielle Bürgerbeteiligung in der Energiewende Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.

Abstract | Links | BibTeX

Christina Denz

Voneinander lernen am Beispiel des Projekts "Der richtige Dreh" Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.

Abstract | Links | BibTeX

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Werkzeugkasten Dialog und Beteiligung Online

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Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Die Bürgerbeteiligung zum Klimaschutzplan 2050: Ergebnisse der Evaluation Online

2017.

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Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit; Umweltbundesamt (Hrsg.)

Wie gelingt Bürgerbeteiligung auf Bundesebene? Erfahrungen aus dem Bürgerdialog „GesprächStoff: Ressourcenschonend leben“ Online

2017.

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Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Mitreden, Mitgestalten, Mitentscheiden: Fünf Impulse zur Erneuerung demokratischer Beteiligung Online

2017.

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Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung bei Infrastrukturprojekten gut vorbereiten: Eine Handreichung zum Beteiligungs-Scoping am Beispiel von Projekten des Bundesverkehrswegeplans Online

2017.

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Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Partizipative Gesetzgebung: Ein Modell zur Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an Gesetzgebungsverfahren Online

2017.

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Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Bürgerbeteiligung in Kommunen verankern: Leitlinien, Mustersatzung und Praxisbeispiele für ein verlässliches Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft Online

2017.

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