Partizipation per QR-Code
Ein Praxisbeispiel zur Nutzung von QR-Codes in der Bürgerbeteiligung.
Wer im Sommer 2021 die Dornröschenbrücke in Hannover überquerte, konnte die Möglichkeit, sich zu beteiligen, nicht übersehen. Mit roten Bannern wurde auf das Verfahren aufmerksam gemacht. Per QR-Code auf den Bannern konnten sich die Passanten direkt vor Ort digital beteiligen. Fast 1900 Personen haben die Gelegenheit genutzt. Neben einer Auswahl zwischen fünf verschiedenen Brückendesigns konnten die Teilnehmer*innen auch zwischen verschiedenen Aufenthaltsmöglichkeiten auf der Brücke, über die Ausstattung der Brücke und über mögliche seitliche Balkone abstimmen und darüber hinaus eigene Vorschläge einreichen. Die Ergebnisse der Umfrage sind auf der Seite der Region Hannover einsehbar.
Wie in jedem Beteiligungsverfahren gibt es auch beim Neubau der Brücke unterschiedliche Interessenlagen der Bürger*innen, die nun von den Verantwortlichen abgewogen und umgesetzt werden müssen. In manchen Bereichen ist die Umfrage jedoch auch eindeutig: Der Rad- und Fußweg soll klar voneinander getrennt sein, Aufenthaltsflächen sind erwünscht und auch das Installieren von Mülleimern auf der Brücke stößt auf große Unterstützung.
Eine Konfliktlinie zeichnet sich allerdings ab: Die Brücke war in der Vergangenheit durch den schönen Blick entlang der Ihme/Leine ein beliebter abendlicher Treffpunkt und mutierte in den letzten Jahren immer mehr zu einem Partyspot. Einige der Teilnehmer*innen an der Umfrage kritisieren diese Entwicklung und wünschen sich Maßnahmen zur Unterbindung der Feierei und für Lärmbelästigung gegenüber der Anwohner*innen.
Wie die Stadt Hannover nun mit den Ergebnissen der Umfrage umgeht, bleibt abzuwarten. Fest steht: Bürgerbeteiligung kann ebenso simpel wie effektiv sein. Durch das Verfahren konnte den Nutzer*innen der Brücke ein niedergschwelliges Beteiligungsangebot gemacht werden, das durch die Mischung aus Abstimmungen zwischen mehreren vorbereiteten Vorschlägen und dem Einbringen eigener Ideen ein Vorbild für andere Projekte dieser Art ist. Gerne mehr!
Literaturhinweise
Partizipation und Nachhaltigkeit - Warum wir die repräsentative Demokratie in Deutschland reformieren müssen Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Zukunft im Quartier gestalten - Beteiligung für Zuwanderer verbessern Forschungsbericht
2017.
Partizipationshaltung in Politik und Verwaltung auf Kommunal- und Länderebene Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Ergebnisse der Umfrage »Online Bürgerbeteiligung an der Parlamentsarbeit« Forschungsbericht
2017.
Stakeholder Panel TA: Ergebnisse der Umfrage "Online-Bürgerbeteiligung an der Parlamentsarbeit" Artikel
In: TAB-Brief , Bd. Nr. 48, S. 33-35, 2017.
Transkulturelle Theaterarbeit - Basis für partizipative, zukunftsorientierte Gestaltungsprozesse Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Abschlussbericht: Ein faires und transparentes Verfahren für die Auswahl eines nationalen Endlagerstandortes, K-Drs. 268 Forschungsbericht
Endlagerkommission 2016.
Eckdaten der Online-Konsultation Forschungsbericht
Drucksache 18(16)426 des Ausschusses für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit 2016.