Europäische Bürgerinitiativen

Ein Tropfen auf den heißen Stein europäischer Partizipation

Bürgerinitiativen sind auch auf europäischer Ebene ein Weg, um politisch wirksam zu werden. In diesem Beitrag zeigen wir, wie europäische Bürgerinitiativen in der Praxis umgesetzt werden können.

Eine Bürgerinitiative ist eine Möglichkeit für politische Ideen, eine Öffentlichkeit zu schaffen. In der Europäischen Union wurden Bürgerinitiativen erst im Vertrag von Lissabon 2007 ermöglicht und 2012 das erste Mal durchgeführt. Bei einer erfolgreiche durchgeführten europäischen Bürgerinitiative muss sich die Europäische Kommission mit dem Vorschlag der Initiative auseinandersetzen. Für eine erfolgreiche europäische Initiative benötigt man mindestens eine Million Unterschriften, diese müssen aus mindestens sieben verschiedenen EU-Ländern kommen und dort einen länderspezifischen Schwellenwert überschreiten. Dabei müssen mehr Stimmen als nötig gesammelt werden, da die jeweiligen Behörden in den einzelnen Ländern nicht jede*n Unterstützer*in, als gültig erklärt. 

Die aktuell laufenden europäischen Bürgerinitiativen beschäftigen sich mit ganz verschiedenen Thematiken. Von einer Initiative für einen Pelz freies Europas bis zu einer Initiative, die u. a. das europäische Fußballmodell schützen möchte. Wenn eine Initiative erfolgreich eingereicht wurde, gibt es im ersten Monat ein Treffen mit Vertreter*innen der Kommission, bei dem die Inhalte der Initiative ausführlich erörtert werden. 

Ein Beispiel für eine Bürgerinitiative, die ihr Anliegen bald der Kommission vorstellen darf, ist die Initiative “Stop Finning EU”, welche sich für das Ende des Haiflossen-Handels in Europa einsetzt. Nach der ersten Anhörung in der Kommission hat die Initiative noch die Möglichkeit, die Forderungen dem europäischen Parlament bei einer öffentlichen Anhörung zu präsentieren. Das Parlament kann die Vorschläge dann innerhalb einer Plenarsitzung in eine Resolution einbringen. Innerhalb von sechs Monaten muss die Europäische Kommission dann eine Antwort auf die Vorschläge der Initiative geben. Die Kommission legt dar, welche Folgemaßnahmen sie gegebenenfalls ergreifen wird und begründet, warum sie tätig wird oder weitere Maßnahmen anschließt. 

Die erste erfolgreiche Bürgerinitiative war die Initiative “Right2Water”. Sie forderte, dass die EU-Länder mit einer EU-Rechtsvorschrift gezwungen werden, sauberes Trinkwasser und sanitäre Grundversorgung für alle bereitzustellen. Daraufhin hat die Europäische Kommission sich verpflichtet, die vollständige Umsetzung der EU-Wasservorschriften voranzutreiben und schlug die Überarbeitung der Trinkwasserrichtlinie vor, um die EU-Länder zu einer besseren Versorgung benachteiligter und armer Menschen zu verpflichten. Außerdem erhob die Kommission den Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen zu einem Schwerpunkt in der Entwicklungszusammenarbeit und engagierte sich für den universellen Zugang zu Wasser weltweit im Rahmen der Vereinten Nationen. 

Festzuhalten ist, dass Europäische Bürgerinitiativen ein Weg der Beteiligung sind, der nur mithilfe großer Ressourcen und großer Aufmerksamkeit bzw. Öffentlichkeit gelingen kann. Dennoch bieten sie eine Möglichkeit, um die politischen Inhalte und Entwicklungen der Europäischen Union zu beeinflussen, wie das letzte Beispiel eindrucksvoll beweist. 

Literaturhinweise

122 Einträge « 2 von 13 »

Stefan Löchtefeld, Jörg Sommer

Das Prinzip Haltung: Warum gute Bürgerbeteiligung keine Frage der Methode ist Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #3, Republik Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 978-3942466-37-0.

BibTeX

Dr. Antoine Vergne

Citizens’ Participation Using Sortition Forschungsbericht

Bertelsmann Stiftung Gütersloh, 2018.

Links | BibTeX

Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Wegweiser Breite Bürgerbeteiligung: Argumente, Methoden, Praxisbeispiele Online

2018.

Links | BibTeX

Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Bürgerbeteiligung, Volksabstimmungen, Parlamentsentscheidungen: Empfehlungen und Praxisbeispiele für ein gutes Zusammenspiel in der Vielfältigen Demokratie Online

2018.

Links | BibTeX

Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Bürgerbeteiligung - Praxisberatung für die Kommunalpolitik: Handreichung für die Weiterbildung von Kommunalpolitikern Online

2018.

Links | BibTeX

Michael A. Neble; Kevin M. Esterling; David M. J. Lazer

Politics with the People – Building a Directly Representative Democracy Buch

Cambridge University Press, 2018, ISBN: 9781316338179.

Abstract | Links | BibTeX

EU-Generaldirektion für Bildung, Jugend, Sport und Kultur

Study on the impact of the internet and social media on youth participation and youth work Artikel

In: 2018, ISBN: 978-92-79-79849-8 .

Links | BibTeX

Allianz Vielfältige Demokratie/Bertelsmann Stiftung (Hrsg.)

Bürgerbeteiligung mit Zufallsauswahl - Das Zufallsprinzip als Garant einer vielfältigen demokratischen Beteiligung: ein Leitfaden für die Praxis Online

2017.

Links | BibTeX

Timo Rieg

Repräsentative Bürgervoten dank Teilnehmer-Auslosung Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.

Abstract | Links | BibTeX

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) (Hrsg.)

Dokumentation - Auswahl von Bürgervertreter/innen für das NBG zum Standortauswahlverfahren für ein Endlager für insbesondere hoch radioaktive Abfälle Forschungsbericht

2017.

BibTeX

122 Einträge « 2 von 13 »

Stöbern Sie in unserem Literaturverzeichnis ...

Methodenhinweise

Deliberative Mapping
Beim Deliberativen Mapping entwickeln Fachleute und Bürger gemeinsam in einem konsultativen Verfahren priorisierte Handlungsalternativen zur Bearbeitung eines Konfliktthemas.

Weitere Methoden finden Sie in unserer Methodendatenbank ...