Der Bürgermeister im Wohnzimmer

Die Stadt Meppen hat den Versuch gewagt, mit digitaler Unterstützung ein interaktives Stadtgespräch zu veranstalten. Die Bewohner hatten die Wahl, physisch oder virtuell am Stadtgespräch teilzunehmen. Einige haben ihre Ideen bequem von zu Hause aus eingebracht. Bereits im Vorfeld konnten Meppener Bürger Vorschläge, Fragen und Anregungen zu verschiedenen Themen einreichen, auf die dann im Gespräch eingegangen wurde. Neu war zudem, dass eine Liveübertragung des Stadtgesprächs die Möglichkeit eröffnete, Fragen und Anmerkungen per Email, Facebook oder Whatsapp auch während der Veranstaltung einzubringen.
Die Synthese von Beteiligung und Digitalisierung ist immer wieder zu beobachten. Im Bereich Bürgerbeteiligung birgt die Nutzung der digitalen Medien großes Potenzial zur Stärkung niederschwelliger Teilhabe. So haben Bürger beispielsweise durch Webtools die Chance, ihre Interessen einfacher zu bündeln und weitere Unterstützer zu finden. Auch können Beteiligungsgegenstände oder -veranstaltungen durch digitale Medien schneller und weitreichender kommuniziert werden.
Digitale Medien allein machen noch keine gute Beteiligung
Leider ging das interaktive Stadtgespräch an vielen Meppener Bürgern vorbei. Das zeigt einmal mehr die fundamentale Bedeutung einer frühzeitigen, umfassenden und adressatengerechten Information der Bevölkerung: Information ist die Grundlage gelingender Bürgerbeteiligung. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Einbindung digitaler Technologien viele neue Möglichkeiten zur Teilhabe eröffnen kann. Auch wenn die Umsetzung der Idee in Meppen noch ausbaufähig ist, geht die Stadt damit einen Schritt in die richtige Richtung. Die Distanz zwischen Politik und Bürger verringert sich und das kommt, zumindest beim informierten Teil der Bürger, bisher gut an.
Einen Beitrag des NDR dazu können Sie sich hier noch bis zum 23.06.17 in der Mediathek anschauen.
Literaturhinweise
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