Bürgerdialog Endlagerkommission – Erlebnisbericht 2

Bild: Ylva Sommer, Archiv

Der Bürgerdialog der Endlagerkommission am 20. Juni 2015 war neben vielen noch folgenden Formaten eine wichtige Veranstaltung um eine umfassende Bürgerbeteiligung an der Arbeit der Endlagerkommission zu etablieren.

Wir wollen in regelmäßigen Abständen den Blick zurück auf den Bürgerdialog richten und dafür Stimmen von Bürgern zu Wort kommen lassen, die ohne einschlägiges Vorwissen zur Atommüll-Entsorgung am Bürgerdialog teilgenommen haben. Ziel ist es, einen möglichst facettenreichen und objektiven Eindruck des Bürgerdialoges zu bekommen.

Hier berichtet J.P. von seinen Erfahrungen mit dem Bürgerdialog:

„Insgesamt habe ich den Bürgerdialog der Endlagerkommission als wichtigen Anstoß in Richtung echte Bürgerbeteiligung erlebt. Auch wenn an mehreren Punkten deutlich spürbar wurde, dass es sich um eine Pilotveranstaltung gehandelt hat und vieles noch verbesserungswürdig ist, habe ich die angeregte Atmosphäre und die ursprüngliche Motivation der Initiatoren positiv wahrgenommen. Im Folgenden habe ich Kritikpunkte und Positives aus meiner Sicht aufgeführt:

Ein erster Kritikpunkt: Im Vorfeld war nicht klar, welche Rolle die Bestätigungs-Tickets spielen und ob diese ausgedruckt mitgebracht werden müssen oder nicht. Auch dass die Zuteilung in die Fokusgruppen erst vor Ort stattfand, hat irritiert. Hier hätte ich mir mehr und eindeutigere Informationen gewünscht.

Weiterhin war die Einführung in die Veranstaltung und die Moderation insgesamt nicht besonders ansprechend, sondern wirkte eher unsicher, nicht gut vorbereitet und ich hatte nicht das Gefühl mitgenommen zu werden. Wichtig wäre aus meiner Sicht auch, dass vor allem die Kommissionsmitglieder bei Veranstaltungen wie dem Bürgerdialog darauf achten, in verständlicher Sprache und mit wenig Fachvokabular zu sprechen, um die anwesenden interessierten Bürger (unter anderem auch Schüler) mitzunehmen.

Wichtig wäre aus meiner Sicht auch, dass vor allem die Kommissionsmitglieder bei Veranstaltungen wie dem Bürgerdialog darauf achten, in verständlicher Sprache und mit wenig Fachvokabular zu sprechen, um die anwesenden interessierten Bürger (unter anderem auch Schüler) mitzunehmen.

Gut gefallen haben mir während der Einführung aber die kurzen einführenden Videos mit Passanten-Interviews, in denen deutlich wurde, dass die Bürger konkrete Ideen und Vorstellungen zu der Thematik haben und wichtige Punkte und Probleme von sich aus benennen.

Positiv aufgefallen ist mir auch, dass der Zeitplan der gesamten Veranstaltung (wenn auch für die Diskussion deutlich zu kurz gefasst) gut eingehalten wurde und sich nicht in die Länge gezogen hat. Insgesamt habe ich den gesamten Tagesablauf aber als sehr verdichtet wahrgenommen. Besser wären eventuell zwei aufeinander folgende Tage gewesen, an denen es genug Zeit für tiefgehende Diskussionen gegeben hätte.

Bei dem Veranstaltungsort gibt es meiner Meinung nach viele Verbesserungsmöglichkeiten, unter anderem war das Areal vor dem Plenum viel zu eng.

Anschließend an die Einführung im Plenum, nahm ich an der Fokusgruppe „Wie ist eine Standortsuche im gesellschaftlichen Konsens möglich?“ teil.

Die Zugehörigkeit zu den Fokusgruppen wurde jedoch erst bei der Registrierung für die Veranstaltung bekannt gegeben. Das hätte meiner Ansicht nach schon im Vorfeld geschehen sollen, um auch Bürgern ohne konkretes Vorwissen die Möglichkeit zur grundlegenden Vorbereitung zu geben. Wünschenswert wäre auch ein breiteres Informationsangebot vor der Veranstaltung gewesen beziehungsweise genauere einführende Informationen zu Beginn der Fokusgruppe.

Zu Beginn der Diskussion sollte das Diskussionsziel klarer definiert und deutlicher anmoderiert werden. Bei der anschließenden Ergebnisvorstellung im Plenum wurde klar, dass sich die Inhalte meiner Fokusgruppe teilweise stark mit denen anderer Fokusgruppen überschnitten. Außerdem wichtig aus meiner Sicht: die von den Teilnehmern genannten Abkürzungen sollten im Verlauf der Diskussion von der Moderation noch einmal kurz erklärt werden, da nicht alle Anwesenden diese auf Anhieb verstehen.

Auffallend war auch, dass die Diskussion meist auf einem sehr hohen Niveau geführt und durch Menschen mit breitem Vorwissen dominierten wurde. Teilnehmer mit weniger Vorwissen trauten sich zunächst nicht, eigene, eventuell auch einfache und kurze Wortbeiträge zu liefern. Die Gruppe brauchte zudem eine gewisse Zeit um sich einzufinden und erst in der zweiten Diskussionsrunde entstand eine Atmosphäre, in der fast alle Teilnehmenden sich trauten, etwas zu sagen.

Die Qualität der Diskussion war zudem sehr stark abhängig von der Kompetenz des Moderators und der Kompetenz beziehungsweise Dominanz der anwesenden Kommissionsmitglieder. Positiv aufgefallen ist mir aber die rege Beteiligung der anwesenden Schüler und die direkten Nachfragen der Moderatorin an die Schüler.

Insgesamt war die Diskussionszeit allerdings deutlich zu kurz.

Insgesamt war die Diskussionszeit allerdings deutlich zu kurz. Die ursprünglichen Diskussionsziele wurden nicht erreicht (8 Punkte sollten diskutiert werden, nach der ersten Hälfte wurde nur der erste Punkt besprochen, in der zweiten Hälfte wurde aufgrund von Zeitmangel weniger detailliert diskutiert). Viele Detailfragen über die Arbeit der Kommission an die anwesenden Kommissionsmitglieder nahm zusätzlich Zeit der Diskussion – auch hier fehlten Vorinformationen für die Diskussion.

Ein konkreter Vorschlag zur Verbesserung: es sollte Namensschilder in den Fokusgruppen geben, damit es während der Diskussion einfacher ist, die Anwesenden anzusprechen (auch von Seiten des Moderators). Außerdem sollte für die gesamte Veranstaltung im Vorfeld geklärt werden, ob man zu Beginn seinen persönlichen und beruflichen Hintergrund preisgibt oder nicht (hier hat deutliche Unsicherheit unter den Anwesenden geherrscht).

Gestört hat mich auch das teilweise mehrere Minuten andauernde Fotografieren mit Blitz während der Diskussionen.

Die anschließenden Ergebnisvorstellung im Plenum sollte ganz anders gestaltet werden. Es sollte zum Beispiel von Anfang an klar sein, wer aus der Fokusgruppe die Ergebnisse vorträgt (am besten der Moderator) und es sollte unbedingt vermieden werden, die während der Diskussion erarbeitete Folien vor der Präsentation noch einmal komplett umzuschreiben. Es gab in meiner Fokusgruppe zudem keinerlei Absprache darüber welche Ergebnisse genau vorgetragen werden sollten.“

Literaturhinweise

52 Einträge « 6 von 6 »

Simon Joss; John Durant

Public Participation in Science. The Role of Consensus Conference in Europe Buch

Science Museum, London, 1995.

BibTeX

Robert Dahl

A Democratic Dilemma: System Effectiveness versus Citizen Participation Artikel

In: Political Science Quarterly , Bd. 109, Nr. 1, S. 23-34, 1994.

BibTeX

52 Einträge « 6 von 6 »

Stöbern Sie in unserem Literaturverzeichnis ...