Austausch zur Jugendbeteiligung

Wie gelingt eine bessere Einbindung junger Menschen in Beteiligungsprozesse und wie kann das Freiwilligenengagement gestärkt werden? Diese Fragen erörterten kürzlich Fachleute des Berlin Institut für Partizipation mit einer chinesischen Fachkräftedelegataion des China Youth & Children Research Centers.
Im Rahmen des zweistündigen Austauschs ging es um die Strukturen und Projekte der Deutschen Umweltstiftung und des in ihrer Trägerschaft befindlichen Berlin Institut für Partizipation. Im Anschluss an Ausführungen zu gegenwärtigen Projekten der beiden Organisationen diskutierten die Anwesenden über Gründe für misslungene Beteiligung. Dabei ging es einerseits allgemein um die Identifizierung genereller Erklärungsfaktoren für das Scheitern von Großprojekten. Andererseits wurden Möglichkeiten, Herausforderungen und Grenzen für die bewusste Einbindung junger Menschen besprochen und daraus Überlegungen zur Ausgestaltung idealtypischer Beteiligungsprozesse abgeleitet.
Anschließend richteten die Anwesenden ihren Blick auf die konkrete Ausgestaltung von Beteiligungsverfahren, wobei sie ihren Schwerpunkt auf digitale Partizipationsformate legten. Die Ausführungen der chinesischen Delegation zeigten, dass das asiatische Land in der Förderung digitaler Beteiligungsangebote große Chancen sieht. Dazu wird gegenwärtig vor allem der Messenger-Dienst „WeChat“ genutzt. Diese und vergleichbare Anwendungen hätten sich im Zuge der rasanten Entwicklung des Landes zu einem Hauptmedium der Kommunikation entwickelt und seien bereits wichtiger als die Kommunikation per E-Mail. Insgesamt zeigten die Ausführungen der Delegation, dass vor allem die digitale Beteiligung als unterstützendes Instrument zur Stärkung der Partizipation im Rahmen großer Projekte gesehen wird.
Zum Abschluss erörterten die Gesprächsteilnehmer Mittel und Wege zur Intensivierung der Jugendbeteiligung im Rahmen konkreter Vorhaben. China baut dazu gegenwärtig einen Freiwilligenverband auf, der es jungen Menschen erlaubt, sich stärker gesellschaftlich einzubringen. Dazu wird ebenfalls auf eine digitale Applikation zurückgegriffen, die bereits von rund 7 Millionen jungen Chinesen genutzt wird. Zudem wird aktuell das Go-West-Projekt gefördert um junge Chinesen aktiv und vor Ort gesellschaftlich einzubinden. Dabei werden junge Menschen ermutigt, in den Westen Chinas zu gehen, um dort einen Freiwilligendienst zu absolvieren. Dafür werden ihnen staatliche Zuschüsse in Aussicht gestellt.
Fazit
Der Austausch hat deutlich gemacht, dass alle Anwesenden die Teilhabe junger Menschen an gesellschaftlichen Gestaltungsprozessen als wichtige Aufgabe für die Zukunft sehen. Dazu sollen neue Wege beschritten werden und technische Innovationen verstärkt Berücksichtigung finden.
Literaturhinweise
Bürgerbudgets in Deutschland. Formen, Bedeutung und Potentiale zur Förderung politischer Teilhabe und bürgerschaftlichem Engagements Forschungsbericht
Berlin Institut für Partizipation 2021, ISBN: 978-3942466-48-6.
2021, ISBN: 978-3-658-34040-7.
Partii - Partizipation inklusiv Forschungsbericht
2021, ISBN: 978-3-942108-20-1.
Das Prinzip Haltung: Warum gute Bürgerbeteiligung keine Frage der Methode ist Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #3, Republik Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 978-3942466-37-0.
Kasachstans autoritäre Partizipationspolitik Forschungsbericht
SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Berlin, 2019, ISBN: 1611-6372.
Bürgerbeteiligung an der Bürgerbeteiligung - Gedanken zu "Partizipativen Begleitgremien" in Beteiligungsprozessen Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.
Die schweizerische Endlagersuche als gesellschaftlicher Prozess Buchabschnitt
In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #1, Verlag der Deutschen Umweltstiftung , Berlin, 2015.