Wie Achtklässler Politik mitgestalten

Jugendbeteiligung auf kommunaler Ebene kann ein sehr fruchtbarer Boden sein: Viel schneller als auf Landes- oder Bundesebene lassen sich erste Erfolge erfahren, Jugendliche können ihre Interessen artikulieren, die auch vor Ort umsetzbar sind und ein Austausch auf Augenhöhe wird vereinfacht. Schwierigkeiten gibt es jedoch, wenn kommunale Beteiligungsangebote nur Jugendliche wahrnehmen, die politisch ohnehin schon interessiert, wenn nicht sogar schon engagiert oder parteipolitisch eingebunden sind. Dies fördert dann lediglich die Partikularinteressen von bereits privilegierten jungen Menschen.
Um einen Weg zu finden, alle Jugendlichen unabhängig von ihrem Geschlecht, ihrer Herkunft, ihrem familiären Hintergrund und ihrer religiösen oder politischen Einstellung zu beteiligen, wird in Baden-Württemberg in vielen Gemeinden das Modell des sogenannten „8er-Rat“ praktiziert.
Was ist der 8er-Rat?
Der 8er-Rat ist benannt nach der achten Klassenstufe, in der er durchgeführt wird. Im baden-württembergischen Lehrplan ist für diese Klassenstufe, unabhängig vom 8er-Rat, das Thema „Politik in der Kommune“ als ein Schwerpunkt im Politikunterricht vorgesehen. Daher bietet es sich an, mit Schülern dieser Klassenstufe ein Projekt zu diesem Thema durchzuführen.
Das Projekt teilt sich innerhalb des Jahres in vier Schritte auf: Schritt 1 sieht eine theoretische Einführung und Vorbereitung in das Themengebiet im Rahmen des Politikunterrichts vor. Der zweite Schritt besteht aus schulübergreifenden Tagungen zur Vernetzung und zur Diskussion von Ideen und Themenvorschlägen. Daraufhin werden die Ergebnisse dieser Konferenzen in die kommunale Politik getragen und mit dieser diskutiert. In einer abschließenden Veranstaltung werden schließlich die Ergebnisse besprochen und evaluiert.
Das Beispiel Freiburg
Wie genau der 8er Rat funktionieren kann, wie er umgesetzt wird und welche Auswirkungen er auf Schüler hat, kann zum Beispiel in der Stadt Freiburg beobachtet werden, die das Modell seit mehreren Jahren erfolgreich mit einigen Schulen umsetzt. Bereits mehrere Jahrgänge konnten auf diesem Wege ihre Interessen in die Kommunalpolitik einbringen und die Prozesse hautnah miterleben. Das Freiburger Projekt gewann so 2017 unter anderem den Sonderpreis im Bereich Schule des Bundesausschusses für politische Bildung.
Einen kurzen Einblick erhalten Sie in diesem Video: