Konfliktlösungskonferenz

Die Konfliktlösungskonferenz ist ein Beteiligungsformat, bei dem in einem mehrgliedrigen Verfahren heterogene Standpunkte unterschiedlicher Interessengruppen transparent werden. Im Dialog werden Lösungsräume identifiziert und im Ergebnis entsteht ein Gutachten mit Handlungsempfehlungen für politische Entscheidungsträger.

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Mit Hilfe der Konfliktlösungskonferenz können unter Einbezug der Öffentlichkeit und Expertenmeinungen, Konflikte zwischen verschiedenen Interessengruppen gelöst werden. Das Ziel des Prozesses ist es, eine Lösung zu erarbeiten, die von allen Interessengruppen akzeptiert wird und fachlich umgesetzt werden kann.

Verfahrenskonzept

Ja

Funktion

Konsultation

Gruppengröße

Großgruppen > 30 Personen; Mittlere Gruppen 15-30 Personen

Teilnehmer (Min)

15

Teilnehmer (Max)

50

Zielgruppe

Betroffene Interessengruppen, Öffentlichkeit

Vorbereitung

Die betroffenen Interessengruppen wählen ca. fünf Vertreter aus, die am Verfahren teilnehmen werden. Diese Personen sollten die Heterogenität der Betroffenen bzgl. Alters, Geschlechts und sozio-ökonomischen Hintergrunds abbilden. Zudem benötigt die Umsetzung der Konfliktlösungskonferenz ein unabhängiges und erfahrenes Organisations- und Moderationsteam.

Ablauf

Die Methode gliedert sich in vier nacheinander stattfindende Arbeitsphasen:

In der ersten Phase stehen die Meinungen, Ideen und Wünsche der Interessengruppen im Mittelpunkt. Es ist wichtig, vorab gemeinsam mit dem Moderationsteam Gesprächs- und Umgangsregeln zu entwerfen. Dies soll sicherstellen, dass auch in konfliktbehafteten Situationen respektvoll miteinander umgegangen wird. In dieser Phase steht der Austausch der divergierenden Positionen im Mittelpunkt: Die Vertreter aller Konfliktparteien stellen einerseits ihre Standpunkte im Konflikt dar und lernen die der anderen beteiligten Akteure kennen. Auf diese Weise werden alle Facetten des Konflikts gesammelt. Diese werden anschließend gemeinsam von allen Anwesenden entsprechend ihrer Wichtigkeit geordnet.

In der zweiten Arbeitsphase wird der Konflikt von unabhängigen Experten beleuchtet. Ihre Expertise trägt dazu bei, das Wissen bei allen Beteiligten zu erhöhen. Anders als im ersten Verfahrensschritt ist diese Phase öffentlich. Auf diese Weise wird erreicht, dass interessierte Bürger ebenfalls Stellung beziehen und Fragen an die Experten richten können.

Im dritten Schritt erfolgt die Lösungsfindung. Es muss dazu zunächst erarbeitet werden, mit welchem Prozedere – beispielsweise durch Konsensbildung, Abstimmung oder Kompromissfindung – eine Auswahl erfolgen soll. Anschließend beginnen die Interessenvertreter innerhalb ihrer Gruppen für die identifizierten Konfliktdimensionen Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Dies geschieht für jeden Konfliktpunkt einzeln und basiert auf der in der ersten Arbeitsphase erfolgten Priorisierung. Je zwei Vertreter jeder Interessengruppe kommen anschließend an einem Tisch zusammen und stellen ihre Lösungsansätze den anderen Beteiligten vor. Mit Hilfe des Moderationsteams wird auf Basis der Vorschläge ein Lösungsraum identifiziert. Auf diese Weise werden alle relevanten Aspekte eines Konflikts nacheinander bearbeitet und diskutiert. Im besten Fall führt das Vorgehen zu einem konsensualen Ergebnis. In jedem Fall werden alle Lösungsvorschläge in einem Gutachten gesammelt.

In der letzten Arbeitsphase werden die im Gutachten zusammengefassten Punkte der Öffentlichkeit und politischen Entscheidungsträgern präsentiert.

Benötigtes Material

  • Räumlichkeiten
  • Arbeitsmaterialien

Dauer

Vier Tage für die Konferenz, Gesamtdauer des Prozesses beläuft sich auf mehrere Wochen

Kosten

> 10.000 Euro

Anforderung an Moderation

hoch

Professionelle Moderation

erforderlich

Die Methode wurde von Dr. Peter Patze-Diordiychuk entwickelt. Er ist Ansprechpartner für das Bürgerportal Regierungspräsidium Freiburg und Vereinsvorsitzender der Akademie für lokale Demokratie. Seine umfassende Darstellung der Methode finden Sie hier. Das Verfahren der Konfliktlösungskonferenz ist zudem im Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung Band 2 (2017) von P. Patze-Diordiychuk, J. Smettan, P. Renner und T. Föhr (Hrsg.) erschienen.

Literaturhinweise

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Christian Huesmann, Anna Renkamp, Wolfgang Petzold: Europa ganz nah: Lokale, regionale und transnationale Bürgerdialoge zur Zukunft der Europäischen Union. Bertelsmann Stiftung Gütersloh, 2022. ( Abstract | Links | BibTeX )
Stefanie Lütters: Soziale Netzwerke und politische Partizipation. Eine empirische Untersuchung mit sozialräumlicher Perspektive. 2022, ISBN: 978-3-658-36753-4. ( Abstract | Links | BibTeX )
Jan Kaßner, Norbert Kersting: Neue Beteiligung und alte Ungleichheit? Politische Partizipation marginalisierter Menschen. vhw – Bundesverband für Wohnen und Stadtentwicklung e. V. Berlin, 2021, ISBN: 978-3-87941-811-4. ( Abstract | Links | BibTeX )
Daria Ankudinova, Dr. Delal Atmaca, Katharina Sawatzki, Nadiye Ünsal, Alexandra Vogel, Tijana Vukmirovic: Politische Teilhabe von Migrantinnen*selbstorganisationen mit Fokus auf ihre Lobby- und Gremienarbeit. DaMigra e.V. – Dachverband der Migrantinnenorganisationen 2020, ISBN: 978-3-9819672-2-7. ( Abstract | Links | BibTeX )
Stiftung Mitarbeit (Hrsg.): Engagiert für Integration - Demokratische Teilhabe in der Einwanderungsgesellschaft. 2019, ISBN: 978-3-941143-38-8. ( Links | BibTeX )
Danuta Kneipp; Anja Schlicht: Öffentlichkeitsbeteiligung und Krisenkommunikation bei Infrastrukturprojekten. In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8. ( Abstract | Links | BibTeX )
Hans J. Lietzmann; Saskia Dankwart-Kammoun; Anna Nora Freier: Das partizipative Reallabor - Gestalten Bürger ihre Energiewende?. In: Jörg Sommer (Hrsg.): Kursbuch Bürgerbeteiligung #2, Verlag der Deutschen Umweltstiftung | bipar, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8. ( Abstract | Links | BibTeX )
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) (Hrsg.): Dokumentation - Auswahl von Bürgervertreter/innen für das NBG zum Standortauswahlverfahren für ein Endlager für insbesondere hoch radioaktive Abfälle. 2017. ( BibTeX )
Deutsche Sportjugend im DOSB e.V. (Hrsg.): Positionspapier der dsj: Eine junge engagierte Zivilgesellschaft ist kein Selbstläufer.. 2017. ( Links | BibTeX )
Bettina Bock: Barrierefreie Kommunikation als Voraussetzung und Mittel für die Partizipation benachteiligter Gruppen - Ein (polito-)linguistischer Blick auf Probleme und Potenziale von 'Leichter' und 'einfacher Sprache'.. In: Linguistik Online: Sprache und Demokratie, Bd. 73, Nr. 4, 2015. ( Abstract | Links | BibTeX )
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