Speed Dating mal anders

In den USA wird das Modell bereits seit etlichen Jahren in einigen Gemeinden praktiziert: Lokale Politiker treffen sich mit den Bürgern und diskutieren in einem Speed Dating Format über Politik. Es gibt verschiedene Tische, an denen die Bürger sitzen, alle sieben Minuten ertönt eine Klingel und die Politiker wechseln den Tisch. So hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit, einmal mit allen Politikern zu sprechen. „Civic Speed Dating“ nennen es US-Amerikaner.
So hat es auch die Stadt Tallahassee, Hauptstadt des US-Bundestaates Florida, bereits seit 2011 mehrere Male erfolgreich durchgeführt. Impressionen davon gibt es in diesem Video:
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Auch in anderen Kontexten der Bürgerbeteiligung ist das Verfahren denkbar: Etwa in einem bereits laufenden Beteiligungsverfahren, in dem ein engerer Austausch ermöglicht werden soll, bei einem Bürgergespräch zu einem bestimmten, vorher festgelegten Thema oder im Rahmen eines Jugendlandtags, bei dem die Jugendlichen als einen Teil des Jugendparlaments im Speed Dating Format mit Abgeordneten sprechen können.
VERFAHRENSKONZEPT
nein
FUNKTION
Konsultation
GRUPPENGRÖSSE
120 Personen
TEILNEHMER (MIN)
etwa 7 Bürger pro Politiker (bei einem 1:1 Verhältnis siehe „Tipps und Anregungen“)
TEILNEHMER (MAX)
Bei einem Zeitrahmen von zwei Stunden und der Anwesenheit von 15 Politikern etwa 100 Bürger
ZIELGRUPPE
alle Bürger einer Stadt oder Gemeinde
VORBEREITUNG
Die Veranstaltung muss öffentlich beworben werden. Eine Vorabanmeldung interessierter Bürger erleichtert die Planbarkeit. Außerdem müssen Politiker gewonnen werden, die sich zur Teilname am Format bereiterklären.
In der Räumlichkeit müssen ausreichend Tische für die Teilnehmenden bereitgestellt werden, die jeweils einigen Abstand zueinander haben und Platz für etwa 8 Personen pro Tisch bieten. Es bietet sich an, eine Art Kreis mit den Tischen zu bilden, sodass das Rotieren für die Politiker vereinfacht wird. Eine Person mit einer Uhr und Klingel positioniert sich in der Mitte des Kreises.
ABLAUF
Im Anschluss an die Begrüßung und der Vorstellung der teilnehmenden Politiker nehmen alle Bürger an den Tischen Platz, wobei jeweils ein Sitzplatz pro Tisch unbesetzt bleibt. Die erste Runde beginnt, indem sich die Politiker jeweils an einen beliebigen Tisch setzen. Nun haben die Bürger etwa 7 Minuten Zeit, den Politikern Fragen zu stellen und diese müssen Rede und Antwort stehen. Nach Ablauf der Zeit wird geklingelt, woraufhin sich die Politiker im Uhrzeigersinn an den nächsten Tisch weiterbewegen. Dieser Prozess wird solange wiederholt, bis jeder Politiker an jedem Tisch war.
MATERIAL
- Räumlichkeit mit genügend Tischen
- Uhr
- Klingel zum Ankündigen der Wechsel
TIPPS UND ANREGUNGEN
Als Variation der Methode kann bei kleinen Gruppengrößen und einem Verhältnis von 1:1 zwischen Bürgern und Politikern auch ein so genanntes „Kugellager“ oder „Karusselgespräch“ gebildet werden: Die Teilnehmenden stellen sich in einem Innen- und einem Außenkreis auf, die Politiker im Außen-, die Bürger im Innenkreis. Daraufhin läuft das Speeddating wieder ähnlich ab: Es wird eine Zeit festgelegt – hier können es auch weniger als 7 Minuten sein – und nach Ablauf der Zeit rotieren die Politiker zum nächsten Bürger. Bei dieser Variation bietet es sich ebenfalls an, vorher ein Themengebiet festzulegen, das den Gesprächsinhalt bilden soll.
Ein Tipp, um Bürgern die Teilnahme „schmackhaft zu machen“, ist das Anbieten eines kostenlosen Caterings im Rahmen der Veranstaltung.
Grundsätzlich wäre das Vorgehen auch in größeren Gruppen mit mehr anwesenden Politikern denkbar. Allerdings zeigen die Erfahrungen, dass die häufig wechselnden Gesprächspartner für alle Beteiligten anstrengend sind und ein erhebliches Maß an Konzentration verlangen. Daher sollte die vorgeschlagene Teilnehmerzahl berücksichtigt werden. Eine angemessene Pause in der Mitte der Veranstaltung, nach der alle Teilnehmenden wieder an ihre Plätze zurückkehren, lockert das Format auf.
DAUER
Je nach Anzahl der Politiker etwa zwei bis drei Stunden
KOSTEN PRO TEILNEHMER
<10€ für Materialien, hinzu kommen ggf. Raummiete und Kosten für Verpflegung
ANFORDERUNG AN MODERATION
gering
PROFESSIONELLE MODERATION
nicht erforderlich