Stadtplanung interaktiv

Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien bieten vielfältige Möglichkeiten der effektiven Vernetzung und Diskussion. Dieses Potential wissen auch zunehmend Städte und Kommunen zu nutzen, wie das Beispiel der Stadt Monheim am Rhein zeigt.

Bild via flickr.com , Lizenz: CC BY 2.0

Bürgerhaushalte, Bürgerräte und andere Beteiligungsinstrumente sind besonders auf kommunaler Ebene in vielerlei Facetten zu finden. In vielen Städten und Kommunen spielt bei der Planung und Durchführung zunehmend auch das Internet eine größere Rolle. Die vielfältigen Möglichkeiten der Verwendung moderner Kommunikationstechnologien belegen diverse Fälle erfolgreicher kommunaler Beteiligungspraxis. Der Kreis Warendorf, die Stadt Meppen oder die Stadt Tübingen sind hier nur einige Beispiele. Immer mehr Kommunen binden die Bürgerschaft mithilfe digitaler Instrumente ein.

Bürgerhaushalt Monheim

Dazu zählt auch die Stadt Monheim am Rhein. Bereits zum siebten mal öffnet die Politik die kommunale Haushaltsdebatte für die Öffentlichkeit in Form eines Bürgerhaushaltes. Ab dem 19. Oktober können sich die Bürger mittels einer eigens erstellten Onlineplattform über geplante Investitionen und Projekte im Haushaltsjahr 2018 informieren, diese kommentieren, eigene Vorschläge einbringen und diskutieren sowie darüber abstimmen. Zusätzlich ist die Plattform in diesem Jahr um eine interaktive Stadtkarte ergänzt, die es den Teilnehmern ermöglicht, ihre Anliegen direkt mit konkreten Orten zu verknüpfen. Während bisher Vorschläge in grobe Pauschalkategorien eingeordnet werden mussten, können Bürger nun direkt auf Problemlagen und Projekte in ihrer Nachbarschaft hinweisen. So entsteht eine übersichtliche und bedienerfreundliche „Diskussionslandschaft“, welche es sowohl den Bürgern als auch der Politik erleichtert, auf konkrete Vorschläge einzugehen und diese im nächsten Haushaltsplan zu berücksichtigen.

Das eigene Wohnumfeld gestalten

Seit der Freischaltung am 19. Oktober sind bereits zahlreiche Anregungen und Ideen auf der Karte vermerkt und dazu Kommentare abgegeben worden. Viele der Vorschläge sprechen Punkte der Verkehrs- und Bauplanung an. Neben dem vermehrten Einsatz von Kreisverkehren statt Ampelanlagen und der Installierung von Ladesäulen für Elektrofahrzeuge, sind aber ebenso Investitionen in den Bildungs- und Freizeitsektor häufig vorgetragene Anliegen. Der Bürger kann sich hier insoweit auch als ein sehr wertvoller Partner in der Stadtplanung erweisen, als dass sich dringende Handlungsbedarfe, wie zum Beispiel verkehrstechnische Gefahrenstellen, unter Umständen erst in der Praxis offenbaren und der Bürger als aktiver Verkehrsteilnehmer diese unmittelbar erkennen kann. Aber nicht nur den Anwohnern dient die Karte als Möglichkeit der Stadtgestaltung. Auch die Stadtverwaltung kann diese Anwendung als Kommunikationskanal nutzen, um für eigene Projekte und Pläne zu werben. So kann einerseits Transparenz im Planungsprozess geschaffen, andererseits auch die gesellschaftliche Akzeptanz einzelner Vorhaben erreicht werden.

Ausschnitt der interaktiven Stadtkarte via monheim.de

Das Internet als Partizipationssprungbrett

Bis zum 19. November steht die Plattform noch für die Vorschläge und Kommentare der Bürger offen. Nach Abschluss des Verfahrens sollen die Ergebnisse gesammelt und den zuständigen Gremien übergeben werden. Auch wenn die Resultate für die Politik nicht verbindlich sind, so schafft die Online-Plattform mit der interaktiven Erweiterung doch eine interessante und innovative Möglichkeit, Bürger zur Teilhabe an Planungskonzepten zur Gestaltung ihrer Stadt und vor allem auch ihres unmittelbaren Wohnumfeldes zu motivieren. Hier zeigt sich, dass gut eingebundene moderne Informations- und Kommunikationstechnologien einen sinnvollen Beitrag zur Fortentwicklung der kommunalen Partizipationsstrukturen darstellen können.

 

Literaturhinweise

144 Einträge « 2 von 15 »

Roland Roth; Udo Wenzl

Jugendlandtage in den Bundesländern – Zwischen Dialog, Beteiligung, politischer Bildung und Nachwuchsförderung Forschungsbericht

2019, ISBN: 978-3-922427-24-7.

Links | BibTeX

Sebastian Schiek

Kasachstans autoritäre Partizipationspolitik Forschungsbericht

SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Berlin, 2019, ISBN: 1611-6372.

Abstract | Links | BibTeX

Steffen Rudolph

Digitale Medien, Partizipation, Ungleichheit. Eine Studie zum sozialen Gebrauch des Internets Buch

Springer VS, Wiesbaden, 2019.

Links | BibTeX

Dörte Bieler, Dr. Laura Block, Annkristin Eicke, Luise Essen

Partizipation ermöglichen, Demokratie gestalten, Familien stärken Forschungsbericht

Bundesforum Familie 2019.

Links | BibTeX

Stefan Löchtefeld, Jörg Sommer

Das Prinzip Haltung: Warum gute Bürgerbeteiligung keine Frage der Methode ist Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #3, Republik Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 978-3942466-37-0.

BibTeX

Ahmet Derecik; Marie-Christine Goutin; Janna Michel

Partizipationsförderung in Ganztagsschulen. Innovative Theorien und komplexe Praxishinweise Buch

Springer VS, Wiesbaden, 2018.

BibTeX

EU-Generaldirektion für Bildung, Jugend, Sport und Kultur

Study on the impact of the internet and social media on youth participation and youth work Artikel

In: 2018, ISBN: 978-92-79-79849-8 .

Links | BibTeX

NeulandQuartier GmbH, pollytix strategic research gmbh

Studie: Bürgerbeteiligung aus kommunaler Sicht- Stellenwert und Verbreitung informeller Bürgerbeteiligung in deutschen Kommunen Forschungsbericht

2018.

Abstract | Links | BibTeX

Dr. Antoine Vergne

Citizens’ Participation Using Sortition Forschungsbericht

Bertelsmann Stiftung Gütersloh, 2018.

Links | BibTeX

Jörg Sommer (Hrsg.)

KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #2 Buch

Republik Verlag, Berlin, 2017, ISBN: 978-3942466-15-8.

Abstract | Links | BibTeX

144 Einträge « 2 von 15 »

Stöbern Sie in unserem Literaturverzeichnis ...

Methodenhinweise

Kommunaler Planungsworkshop
Der Planungsworkshop unterstützt mit seinem strukturierten Ablauf und geringen Zeitanspruch Kommunen bei der Ausarbeitung eines Aktionsplans. Die Methode ist besonders geeignet für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.

Weitere Methoden finden Sie in unserer Methodendatenbank ...