Rückholbarkeit hoch radioaktiver Abfälle: Eine politikethische Erörterung

Foto: Shutterstock, Archiv

Am 2.10.15 fand in der Endlagerkommission eine Anhörung zum Thema „Rückholung/Rückholbarkeit hoch radioaktiver Abfälle aus einem Endlager/ Reversibilität von Entscheidungen“ statt. Besonders spannend war der Vortrag von Prof. Dr. Manemann, katholischer Theologe, Politik-Philosoph und Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie Hannover. Ihm zufolge sprechen verschiedenen Elemente für eine Rückholbarkeit der endgelagerten Abfälle / Reversibilität der politischen Entscheidung:

  • Ein Prozess der Standortgestaltung sei ein Lernprozess, der Reflexivität garantieren müsse. Reflexivität sei nicht nur Voraussetzung von Wissenschaft, sondern erfordere auch Veränderungsbereitschaft und Offenheit für Reversibilität.
  • Das Standortauswahlgesetz hat das Prinzip einer „gemeinwohlorientierte(n) Begleitung des Prozesses der Standortauswahl“ festgelegt. Da Gemeinwohl ein dynamischer Zustand und Ergebnis eines unabschließbaren Prozesses sei, sei es der Veränderung unterworfen.

„Eine doppelte Irreversibilität entsteht, wenn die gegenwärtige Generation auch den Umgang mit dem Irreversiblen als irreversibel zementiert. Dann werden den nachfolgenden Generationen die Hände gebunden sein.“

  • Ohne Rückholbarkeit werde die Endlagerung hoch radioaktiver Abfälle „eine doppelte Irreversibilität“ gegenüber den zukünftigen Generationen verursachen. „Eine doppelte Irreversibilität entsteht, wenn die gegenwärtige Generation auch den Umgang mit dem Irreversiblen als irreversibel zementiert. Dann werden den nachfolgenden Generationen die Hände gebunden sein.“

Seinen Vortrag hat Dr. Herr Manemann auf dem Blog Philosophie indebate online gestellt und ist für Kommentare offen.

Literaturhinweise

77 Einträge « 7 von 8 »
Elisabeth Conradi: Zivilgesellschaft und Demokratie: Die Bedeutung der Öffentlichkeit im Konflikt um das Infrastrukturprojekt „Stuttgart 21". In: Zeitschrift für politische Theorie, Bd. Band 2, S. 221-232, 2010. ( BibTeX )
Cornelia Hildebrandt; Nelly Tügel (Hrsg.): Der Herbst der "Wutbürger": Soziale Kämpfe in Zeiten der Krise. Rosa-Luxemburg-Stiftung, Berlin, 2010. ( BibTeX )
Peter Feindt; Thomas Saretzki (Hrsg.): Umwelt- und Technikkonflikte. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden, 2010, ISBN: 978-3531174976. ( BibTeX )
Serge Embacher: Demokratie! Nein danke? Demokratieverdruss in Deutschland. Dietz Verlag, Berlin, 2009, ISBN: 978-3801203900. ( BibTeX )
Heinz Bude: Die Ausgeschlossenen: Da Ende vom Traum einer gerechten Gesellschaft. Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München, 2008, ISBN: 978-3446230118. ( BibTeX )
Roland Roth; Dieter Rucht (Hrsg.): Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945: Ein Handbuch. Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2008, ISBN: 978-3593383729. ( BibTeX )
Dieter Rucht: Die Anti-Atomkraftbewegung. In: Roth; Rucht (Hrsg.): Die sozialen Bewegungen in Deutschland seit 1945. Ein Handbuch, Campus, Frankfurt am Main, 2008. ( BibTeX )
Claus Offe: Klassenherrschaft und politisches System. Die Selektivität politischer Institutionen. In: Claus Offe; Jens Borchert; Stephan Lessenich (Hrsg.): Strukturprobleme des kapitalistischen Staates, Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2006. ( BibTeX )
Thomas Petermann; Constanze Scherz: TA und (Technik-)Akzeptanz(-forschung). In: Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis , Bd. 3, Nr. 14, S. 45-53, 2005. ( Abstract | Links | BibTeX )
Ortwin Renn: Technikakzeptanz: Lehren und Rückschlüsse der Akzeptanzforschung für die Bewältigung des technischen Wandels. In: Technikfolgenabschätzung - Theorie und Praxis , Bd. 3, Nr. 14, S. 29-38, 2005. ( Abstract | Links | BibTeX )
77 Einträge « 7 von 8 »

Stöbern Sie in unserem Literaturverzeichnis ...