Methodenhandbücher Bürgerbeteiligung

Bürgerbeteiligung will gut durchdacht und geplant sein. Worauf dabei zu achten ist und welche Methoden infrage kommen, diesen Fragen widmen sich zwei jüngst erschiene Bücher.

Der Sammelband „Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung“ sammelt praxisnahe Beteiligungsmethoden und Hinweise zu deren Planung. Herausgeber sind Peter Patze-Diordiychuk, Jürgen Smettan, Paul Renner und Tanja Föhr. Insgesamt umfasst der Sammelband fünf Bände, wobei kürzlich die ersten beiden erschienen sind. Band 1 des Methodenhandbuchs beschäftigt sich mit dem Planungsprozess von Beteiligungsvorhaben. Band 2 stellt eine Auswahl an Beteiligungsformaten in den Mittelpunkt. Insgesamt haben 28 Autoren aus interdisziplinären Fachrichtungen an beiden Bänden mitgewirkt. Die Bände 3, 4 und 5 werden in den kommenden drei Jahren ebenfalls im oekom Verlag erscheinen.

Im Vorwort zum Methodenhandbuch spricht sich Patze-Diordiychuk angesichts eines allgegenwärtigen Demokratieschwunds und einer zunehmenden Politikverdrossenheit, für die Notwendigkeit einer ernsthaften Beteiligung der Bevölkerung aus. Dabei weist er darauf hin, dass direktdemokratische Instrumente wie Bürgerentscheide nicht unbedingt die beste Wahl für Partizipation seien. Dem Autor zufolge seien jene Verfahren nicht kooperativ und deliberativ, sondern vielmehr konfliktiv, insbesondere auf kommunaler Ebene. Nichtsdestotrotz fordern Bürgerinnen und Bürger mehr Mitspracherecht und politische Beteiligung. Doch es mangele immer noch an praktischen Erfahrungen und Partizipationsfachwissen, so Patze-Diordiychuk. Um dem zu begegnen, wollen die Herausgeber und Autoren in diesem Sammelband einen umfassenden und übersichtlichen Prozess- und Methodenkatalog, ein „Methodenkompendium“ erstellen.

Band 1: Beteiligungsprozesse erfolgreich planen

Methodenbuch Bürgerbeteiligung

Methodenbuch Bürgerbeteiligung Band 1

Das Buch adressiert einen breiten Adressatenkreis und will Kommunen, Berater, Moderatoren, Kommunalpolitiker, Vereine sowie Bürgerinitiativen und Verbände ansprechen. Damit die Prozessgestaltung gelingt, werden jeweils fünf Erhebungs- und Analysetechniken vorgestellt. Dabei folgt jeder Beitrag einem gleichen Gliederungsaufbau, um dem Leser auch ein punktuelles Lesen zu ermöglichen. Die Texte versprechen Praxisnähe und Übersichtlichkeit. Dies gelingt den Autoren v. a. aufgrund der vorangestellten Übersichtsgrafiken und jeweiligen Praxisbeispiele, die jede Erhebungs- oder Analysetechnik veranschaulichen, gut. Auf einen Blick findet der Leser Informationen zur möglichen Anzahl der Teilnehmer, der Verfahrensdauer, des potenziellen Anwendungsfeldes sowie der möglichen Kosten aufgelistet.

Nach einer kurzen Einleitung ist der Band in zwei Themenbereiche gegliedert. Zum einen werden Erhebungstechniken wie die Dokumentenanalyse vorgestellt. Diese stammen überwiegend aus der empirischen Sozialforschung. Zum anderen beschreiben die Autoren Analysetechniken wie die Risikoanalyse, die zu einem großen Teil aus dem Management und der Betriebswirtschaft stammen. Zusammen werden in diesem Band 10 Techniken vorgestellt.

Der Einstieg in die Darstellung der einzelnen Erhebungs- und Analysetechniken ist durch einen anwendungsbezogenen Kontext gut möglich und bietet dem Leser direkt einen praktischen Bezug. Die Beitrage sind ausführlich und verständlich aufgearbeitet. Jedoch hätten vergleichende Darstellungen am Ende der beiden Buchkapitel, in denen die wesentlichen Merkmale und Anwendungsbereiche der einzelnen Techniken gegenüberstellt werden, die Übersicht zusätzlich verbessert.

Band 2: Passende Beteiligungsformate wählen

Methodenbuch Bürgerbeteiligung

Methodenbuch Bürgerbeteiligung Band 2

Der zweite Band „Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung“ möchte Struktur in den unübersichtlichen Methodenkoffer bringen. 20 Methoden werden hier nach eigenen Kriterien näher vorgestellt. Dabei werden Ziele und Aufgaben der einzelnen Methoden sowie Organisation und Ablauf der Verfahren genau erläutert. Wie schon in Band 1 folgt jeder Beitrag dem gleichen Gliederungsaufbau. Dadurch fällt es dem Leser leichter, sich einen umfangreichen und strukturierten Überblick zu verschaffen. Zudem verbessern Grafiken, die alle wesentlichen inhaltlichen Eckpunkte einer Methode auf einen Blick zusammenfassen, die Übersicht. Auch die Artikel des zweiten Bandes versprechen Praxisnähe. Jedes dargestellte Verfahren wird zum Ende durch ein Anwendungsbeispiel oder durch konkrete Praxisbezüge gestärkt.

Der Band ist in vier Themenblöcke unterteilt. Zunächst werden Methoden wie die Aktivierende Befragung vorgestellt, die sich gezielt mit Inhalten und Arbeitsergebnissen von Beteiligungsverfahren auseinandersetzen. Anschließend stehen Methoden wie die Open Space Conference, die das Sammeln von Ideen und das Erarbeiten von Szenarien beabsichtigen, im Vordergrund. Im dritten Themenbereich geht es um die Entwicklung von Aktionsplänen. Der letzte Teil befasst sich mit Methoden der Konfliktlösung und Integration von Interessen. Ein Beispiel hierfür ist die Mediation.

Insgesamt bieten die ersten beiden Bände einen guten und strukturierten Überblick über die Planung von Beteiligungsprozessen. Sie bieten den Adressaten einen gelungenen Zugang zum Thema und helfen Verantwortlichen bei der Wahl von passenden Beteiligungsmethoden.

Buchinformation

Titel: Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung. Beteiligungsprozesse erfolgreich planen.
Herausgeber: Peter Patze-Diordiychuk, Jürgen Smettan, Paul Renner, Tanja Föhr
Verlag: oekom
Erscheinungsjahr: 2017
ISBN: 978-3-86581-833-1

Titel: Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung. Passende Beteiligungsformate wählen.
Herausgeber: Peter Patze-Diordiychuk, Jürgen Smettan, Paul Renner, Tanja Föhr
Verlag: oekom
Erscheinungsjahr: 2017
ISBN: 978-3-86581-853-9

Literaturhinweise

60 Einträge « 6 von 6 »

Xavier-de-Souza Briggs

Democracy as Problem Solving: Civic Capacity in Communities across the Globe Buch

MIT Press, Cambridge, 2008.

BibTeX

Angelika Eickel

Demokratische Partizipation in der Schule Buchabschnitt

In: Angelika Eickel; Gerhard de Haan (Hrsg.): Demokratische Partizipation in der Schule: ermöglichen, fördern, umsetzen, S. 7-39, Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts., 2007.

BibTeX

Fritz Oser; Horst Biedermann

Partizipation – ein Begriff, der ein Meister der Verwirrung ist Buchabschnitt

In: Carsten Quesel; Fritz Oser (Hrsg.): Die Mühen der Freiheit: Probleme und Chancen der Partizipation von Kindern und Jugendlichen, S. 17-37, Rüegger, Zürich, 2006.

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Stef Steyaert; Hervé Lisoir; Michael Nentwich

Leitfaden partizipativer Verfahren. Ein Handbuch für die Praxis Buch

ITA-Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien, 2006.

BibTeX

Carsten Herzberg; Anja Röcke; Yves Sintomer

Von Porto Alegre nach Europa. Möglichkeiten und Grenzen des Bürgerhaushalts Buchabschnitt

In: Heinz Kleger; Jochen Franzke (Hrsg.): Kommunaler Bürgerhaushalt in Theorie und Praxis am Beispiel Potsdams, Universitätsverlag Potsdam, Potsdam, 2006.

Links | BibTeX

Kerstin Arbter; Martina Handler; Lisa Purker; Georg Tappeiner; Rita Trattnigg

Die Zukunft gemeinsam gestalten. Das Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung Buch

Wien, 2005.

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Nuclear Energy Agency

OECD Nuclear Energy Agency: Stepwise Approach to Decision Making for Longterm Radioactive Waste Management Buch

Experience, Paris, 2004.

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John S. Dryzek

Deliberative Democracy and Beyond: Liberals, Critics, Contestations Buch

Oxford University Press, 2002, ISBN: 9780199250431.

Abstract | Links | BibTeX

Jürgen Blandow; Ulrich Gintzel; Peter Hansbauer

Partizipation als Qualitätsmerkmal in der Heimerziehung: eine Diskussionsgrundlage Buch

Votum, Münster, 1999, ISBN: 9783933158147.

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Friedrich Glasl

Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte, Beraterinnen und Berater Buch

Freies Geistesleben, Stuttgart, 1980, ISBN: 978-3-7725-2811-9.

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