Lange Nacht der Partizipation

Ein innovatives Projekt an der Universität Stuttgart

18 Studierende des Masterstudiengangs Planung und Partizipation an der Uni Stuttgart haben im Rahmen eines Seminars im Wintersemester 2018/19 eine lange Nacht der Partizipation geplant und durchgeführt.

Foto: Frederik Laux

Sie erbrachten damit den Nachweis dafür, dass Partizipation zwar nicht von Party kommt, aber trotzdem Spaß machen kann. Angeleitet und betreut wurden die Studierenden bei ihrem Projekt von Dr. Miriam Freudenberger von der Allianz für Beteiligung und Hannes Wezel, Referent der Stabsstelle der Staatsrätin für Zivilgesellschaft und Bürgerbeteiligung.

Das Format der „Langen Nacht“, ist so einfach wie genial und ein tolles Beispiel, wie lebendig und kreativ Qualifizierung und Fortbildung sein kann: 21 Projekte und 200 Beteiligungsbegeisterte aus ganz Baden Württemberg waren um 17.30 Uhr im Gebäude K2 der Uni Stuttgart mit ihrem Projekt am Start. Ein Reigen, bei dem sich die ganze Vielfalt zivilgesellschaftlichen Engagements zeigte: Vom Bürgerentscheid um das Schloss in Marktdorf über das Bürgerforum zur Altersversorgung der Abgeordneten des Landtags bis zum Demokratie-Frühstück im Sportverein.

Anregung aus Vorarlberg

Die Idee der LaNaPa hat es, wenn man so will, aus Vorarlberg über den Bodensee nach Baden-Württemberg geweht. In Bregenz gibt es schon lange ein eigenes Büro für Zukunftsfragen, das direkt beim Landeshauptmann angesiedelt ist. Seit vielen Jahren werden daher ein reger Austausch und eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Stabsstelle von Staatsrätin Gisela Erler und dem Büro für Zukunftsfragen gepflegt. Beide Partner haben das gleiche Anliegen: Es geht ihnen um das gute Zusammenwirken von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Nur im Zusammenspiel der drei Ebenen kann das volle Potential von Bürgerbeteiligung und damit verbundenen Ideen und Projekten ausgeschöpft werden.

Dass die Lange Nacht der Partizipation zusammen mit dem Studiengang Planung und Partizipation realisiert wurde, freut Staatsrätin Gisela Erler: „Ein so flottes Format wie die Lange Nacht der Partizipation hat in unserem Bestreben nach mehr Beteiligung im Land noch gefehlt. Wir sind dem Masterstudiengang Planung und Partizipation an der Universität Stuttgart für das Engagement zu dieser innovativen Veranstaltung sehr dankbar“, so Gisela Erler, die die Entwicklung des Studiengangs durch Professor Ortwin Renn seit seiner Einrichtung im Jahr 2013 aufmerksam verfolgt hat, wie sie betonte. „Er bringt für die Verwaltungen im Land und die gewerblichen Anbieter den notwendigen Beteiligungsnachwuchs hervor. Davon profitiert auch meine Stabsstelle im Staatsministerium schon lange und ganz regelmäßig als beliebter Praktikumsort.“

Auch die Leiterin des Studienganges, Prof. Dr. Daniela Winkler, zeigte sich sehr erfreut über das gelungene Projekt: „Die Lange Nacht der Partizipation bietet den Raum, Studierende und Praxispartner zusammenzuführen und auf diesem Weg wissenschaftliche Erkenntnisse für die Praxis nutzbar zu machen. Damit erfüllt sich ein wichtiges Anliegen des Studiengangs.“

Kooperation mit Allianz für Beteiligung

Die Entscheidung, das Projekt gemeinsam mit der Allianz für Beteiligung auf die Beine zu stellen, hat sich im Nachhinein als klug und richtig erwiesen. Die Allianz wurde 2012 von Staatsrätin Gisela Erler ins Leben gerufen. Sie erfüllt seitdem als intermediäre Organisation zwischen Staat und Zivilgesellschaft landesweit eine tragende Rolle beim Thema Bürgerbeteiligung. Die Geschäftsführerin der Allianz, Dr. Miriam Freudenberger, begrüßt das gemeinschaftliche Engagement ausdrücklich, wie sie sagt. „Der Gedanke hinter der Langen Nacht, Erfahrungen miteinander zu teilen, sich zu vernetzen und voneinander zu lernen, passt sehr gut zu unserem Netzwerk.“

Auf dem Markt der Möglichkeiten konnte man sich zwei Lieblingsprojekte aussuchen und diese dann vertieft in einer knackigen, 45 minütigen Vorstellung und Diskussion kennenlernen. Die Geschichten zu den Projekten wurden dabei nicht mit Powerpointfolien erzählt, sondern im kommunikativen Stuhlkreis – selbstverständlich von den Studierenden selber – moderiert. Sie hatten über Monate hinweg die Veranstaltung konzipiert und organisiert, in Arbeitsgruppen das Budget aufgestellt, das Programm geplant, die Öffentlichkeitsarbeit übernommen, den genauen Ablauf und Aufbau entworfen und sämtliche Druckerzeugnisse gestaltet. Natürlich gab es dafür auch einen Leistungsnachweis und obendrauf noch eine Bestätigung mit der Unterschrift von Staatsrätin Gisela Erler.

Austausch auf Augenhöhe

Entsprechend sah man bei der Langen Nacht auch nur strahlende Gesichter: „Wow, das ist einfach toll, wenn man erlebt, wie sich ein solches Projekt von der Idee bis zur Umsetzung entwickelt. Beteiligung eilt ja der Ruf voraus, dass immer nur die gleichen Leute kommen. Von daher ist es klasse, dass es uns mit der Langen Nacht der Partizipation gelungen ist, dass ein junger, frischer Spirit der Beteiligung durch die Uni weht.“ In diesem Fazit waren sich die Studierenden allesamt einig!

Und auch Hannes Wezel vom Team der Staatsrätin zeigt sich begeistert: „Offenbar erschließt die Lange Nacht eine neue Szene an Initiativen und Projekten, die bislang unterhalb des Beteiligungsradars lagen. Das gelingt in erster Linie durch einen konsequenten Peer-to-Peer-Ansatz, einem Austausch auf Augenhöhe, der in diesem Format durch die Studierenden gegeben ist. Konkret heißt das: Junge Menschen haben junge Ideen und erreichen damit auch neue Akteure.“ So entsteht Selbstwirksamkeit im besten Sinne.

Methodenhinweise

Kompetenzwerkstatt
Die Kompetenzwerkstatt ist insbesondere eine für Kinder und Jugendliche geeignete Beteiligungsmethode. Sie fokussiert sich auf die Fähigkeiten und Interessen der Teilnehmenden und erarbeitet mit ihnen Angebote.

Weitere Methoden finden Sie in unserer Methodendatenbank ...