Interkulturelle Gärten als Mittel der Integration und Partizipation

Foto: Jürgen Dicker via facebook
Autorin: Hendrike Hellmann

Gemeinsam gärtnern im November

Es ist bereits November: Eine ruhigere Zeit beginnt nun für alle Gärtnerinnen und Gärtner wie mich. Obwohl ich meine kleine Parzelle im Interkulturellen Garten Bamberg (IKU) bereits winterfest gemacht habe, stehen doch hier und da noch ein paar hartgesottene Gemüsepflanzen wie Feldsalat, Wirsing oder Zuckerhut herum.

An einem so sonnigen Novembertag wie diesem lasse ich es mir daher nicht nehmen, mich auf’s Rad zu schwingen, um im Garten auf viele gleichgesinnte Mitgärtner_innen zu treffen: Da ist Ben aus den USA und erntet die letzten Mangoldblätter, dort Joelle aus Frankreich, die ein paar gartenbegeisterte Asylbewerber mitgebracht hat, während Pavril und Veronika aus Bulgarien damit beschäftigt sind, den Grill anzuschmeißen.

Interkulturelle Gärten: Gelebte Partizipation…

Interkulturelle Gärten wie der IKU Bamberg sind ein Teil der florierenden Urban Gardening-Bewegung: Deutschlandweit entstehen seit einigen Jahren mitten in der Stadt unterschiedlichste Gemeinschaftsgärten und andere Projekte, die sich rund um die partizipative Gestaltung von Grünflächen drehen. Diese Initiativen „von unten“ verdeutlichen den Wunsch vieler Stadtbewohner, den urbanen Raum naturnaher zu entwerfen und durch gemeinsame und aktive Mitgestaltung zurückzuerobern.

Mit ihrem Engagement übernehmen die Gärtner_innen aktive Verantwortung für ein Stück ihrer Stadt und identifizieren sich dadurch stärker mit dem eigenen Umfeld.

Worin liegt nun das besondere partizipative Potential von Urban Gardening-Projekten? Mit ihrem Engagement übernehmen die Gärtner_innen aktive Verantwortung für ein Stück ihrer Stadt und identifizieren sich dadurch stärker mit dem eigenen Umfeld. Darüber hinaus stellen Gartenprojekte als Begegnungsstätten ein Gegenkonzept zur viel diskutierten Anonymität und Individualität der Stadtgesellschaft dar.

…und Integration

Bei den interkulturellen (oder internationalen) Gärten steht die Begegnung verschiedener Kulturen, die Integration und die partizipative Gestaltung der gemeinsamen Umwelt im Mittelpunkt. Die Idee dazu entwickelte sich Anfang der 1990er Jahre parallel in verschiedenen Großstädten wie Buenos Aires, New York und Toronto. In Deutschland wurde 1996 der erste interkulturelle Garten in Göttingen gegründet und seitdem ca. 140 weitere Gartenprojekte auf der Grundlage des Konzepts initiiert.

In interkulturellen Gärten können Einheimische und Eingewanderte zusammenkommen und gemeinschaftlich und ökologisch ein Stück Land in der Stadt bewirtschaften. Für alle Beteiligten bietet dieses Konzept große Chancen: Migrant_innen erhalten die Möglichkeit Pflanzen und Anbaumethoden aus ihren Herkunftsländern nach Deutschland zu bringen und damit ein Stück Heimat(-gefühl) zu importieren. Einheimische wiederum können von diesen mitgebrachten Methoden aus anderen Kulturen lernen und ihren Wissenshorizont erweitern. Beim gemeinsamen Arbeiten und Erfahrungsaustausch eröffnet sich darüber hinaus die Chance, Vorurteile abzubauen und in den Hintergrund rücken zu lassen.

Foto: Jürgen Dicker via facebook

Foto: Jürgen Dicker via facebook

Auch im Winter geht es weiter!

Obwohl im Bamberger IKU bald die letzten Pflanzen abgeerntet und die Gartenarbeiten vor dem Wintereinbruch eingestellt sein werden, soll das Gemeinschaftsleben keine Pause machen. Geplant ist beispielsweise, auch im Winter einmal wöchentlich gemeinsam zu grillen (das hält schließlich warm!) und eine Kochgruppe zu gründen, die aus dem geernteten und eingelagerten Gemüse leckere Gerichte kreiert. So könnte das im Garten geteilte Wissen durch weitere Kenntnisse in der Küche erweitert werden.

Und da Liebe ja bekanntlich durch den Magen geht, verbindet wohl nichts stärker über die Kulturen hinweg, als ein geteiltes Abendessen – gekocht aus selbstgezogenem Gemüse!

Literaturhinweise

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Peter Dienel

Die Planungszelle. Der Bürger als Chance Buch

VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden , 2002.

BibTeX

Jürgen Blandow; Ulrich Gintzel; Peter Hansbauer

Partizipation als Qualitätsmerkmal in der Heimerziehung: eine Diskussionsgrundlage Buch

Votum, Münster, 1999, ISBN: 9783933158147.

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Peter Dienel; Ortwin Renn

Planning Cells: A Gate to „Fractal“ Mediation Buchabschnitt

In: Thomas Webler; Peter Wiedemann (Hrsg.): Fairness and Competence in Citizen Participation: Evaluating Models for Environmental Discourse, Kluwer, Dordrecht, 1995.

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Richard Schröder

Kinder reden mit! Beteiligung an Politik, Stadtplanung und Stadtgestaltung Buch

Beltz, Weinheim, 1995.

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Peter Dienel

New Options for Participatory Democracy Buchabschnitt

In: Chiranji Yadav (Hrsg.): Perspectives in Urban Geography, City Planning: Administration and Participation, Concept Publishing Company, New Delhi, 1986.

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Robert Jungk; Norbert Müllert

Zukunftswerkstätten: Wege zur Wiederbelebung der Demokratie Buch

Goldmann Verlag, München, 1983.

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