Evaluation kommunaler Flüchtlingsdialoge

In den Jahren 2016 und 2017 veranstalteten Kommunen und Gemeinden in dem Land Baden-Württemberg 54 Flüchtlingsdialoge. Diese wurden von der Bertelsmann Stiftung und der Universität Hohenheim evaluiert und die Ergebnisse anschließend in einem Bericht veröffentlicht.

Foto: ITU Pictures via flickr.com , Lizenz: CC BY 2.0

Eine Evaluation ist zur Förderung der Beteiligungskultur unabdingbar, denn eine dauerhaft qualitativ hochwertige Partizipation kann nur durch Zufriedenheit der Teilnehmenden gestärkt werden. Deshalb begleiteten die Bertelsmann Stiftung und die Universität Hohenheim Flüchtlingsdialoge, um diese anschließend in verschiedenen Kriterien zu bewerten. Der Prozess dauerte zwei Jahre an und wurde von der Landesregierung Baden-Württemberg durchgeführt. In dem Zeitraum wurden 54 kommunale Flüchtlingsdialoge ermöglicht, an denen etwa 3.400 mit der Flüchtlingsthematik befasste Personen teilnahmen. Die Absichten der Landesregierung waren hierbei „[..] auch das Thema Integration partizipativ anzugehen, um den Sorgen der Menschen einen Resonanzraum zu geben.“, wie die baden-württembergische Staatsrätin für Bürgerbeteiligung, Gisela Erler, betont.

Die Dialoge wurden in unterschiedlichen Formaten ausgetragen. So gab es geläufigere Methoden wie etwa das Bürgerforum, ebenso wie das bisweilen außergewöhnliche Format des Frühstücksbusses. Ziel dieser Dialoge war es, eine Grundfläche für einen regen Austausch zwischen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit, wie auch mit Geflüchteten zu gewähren, um aus den Ergebnissen Maßnahmen für die Entwicklung der Flüchtlingsarbeit zu filtern. Hierbei wurden die Geflüchteten teilweise anhand eines Dolmetschers in den Dialog integriert. Um die Meinung einer heterogenen Masse zu erzielen, war es den Veranstaltern ebenfalls wichtig skeptische Bürger zu einer Teilnahme an den Dialogen zu ermutigen. Dies gelang vor allem durch das Beteiligungsformat des Frühstücksbusses, mit welchem Bürger an belebten Stellen in Friedrichshafen aufgesucht und zu einem ungezwungenen Dialog eingeladen wurden.

Bewertung der Dialoge

Die Evaluation lief begleitend zu den Dialogen, wodurch bereits während des Projekts Zwischenergebnisse in den weiteren Verlauf der kommunalen Flüchtlingsdialoge zu Verbesserung mit einfließen konnten. Um eine repräsentative Bewertung zu erzielen, wurde auf fünf Kriterien eingegangen:

  • Reichweite und Vielfalt der Teilnehmenden: Ist eine Vielfalt von Perspektiven vertreten? Sind auch Skeptiker beteiligt?
  • Qualität des Prozesses: War der Umgang fair und gab es eine klare Informationsvermittlung?
  • Qualität der Ergebnisse: Sind Organisatoren mit den Ergebnissen zufrieden und können dadurch Maßnahmen entwickeln?
  • Effizienz: Wie ist das Aufwand-Nutzen-Verhältnis bei den Dialogen?
  • Übertragbarkeit: Sind Ergebnisse auch auf andere Kommunen übertragbar?

Die zu evaluierenden Daten wurden sowohl durch beobachtende Bewertung der Dialoge als auch durch Teilnehmerbefragungen erhoben. Die daraus entstandenen Ergebnisse der Evaluation veranschaulichen unter anderem, dass es sich bewährt hat, für die Vorbereitung erfahrene Prozessgestalter hinzuzieht. Diese sollten bereits in der Vorbereitungsphase mit den Erwartungen teilnehmender Akteuren auseinandersetzen, um den Dialog an diese anzupassen. Zudem erweist sich das Beauftragen von externen Moderationsbüros als sinnvoll, denn dadurch wird ein fairer und offener Dialog gewährleistet. Dabei geht es vor allem um eine Moderation in gruppeninternen Diskussionen. Bei den Veranstaltungen ist zudem zu beachten, dass für Geflüchtete ebenso die Möglichkeit besteht, sich innerhalb kleiner Gruppen in den Dialog mit einzubringen. Um dabei Sprachbarrieren zu umgehen, sollte das Einsetzen von Dolmetschern erwogen werden. Dabei ist aber die zusätzlich benötigte Zeit zur Übersetzung mit einzuplanen.

Ein Hauptaugenmerk der Evaluation lag auch auf die Vor- und Nachbereitung der Dialoge. Bereits in den Einladungen sollten die Veranstaltungsziele deutlich beschrieben sein und im Anschluss Protokolle an alle Teilnehmenden versendet werden. Es hat sich außerdem bewährt neben den herkömmlichen Formaten, solche zu wählen, die auch skeptische Bürger zur Beteiligung motivieren. Die Beteiligung anhand des „Frühstücksbusses“ in Stadtbezirken mit vielen skeptischen Bürgern hat sich als erfolgreich erwiesen. Zudem haben die kommunalen Flüchtlingsdialoge erkennen lassen, dass diese Beteiligungsformate gerade Ehrenamtliche und Hauptamtliche ins Gespräch bringen. Aufgrund der positiven Resonanz wird empfohlen dies auch in anderen Kommunen zu veranstalten.

Ausführlichen Ergebnisse der Evaluation können Sie dem von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Evaluationsbericht entnehmen.

Literaturhinweise

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Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)

Auswahlverfahren für Endlagerstandorte - Empfehlungen des AkEnd Forschungsbericht

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 2002.

Abstract | BibTeX

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Methodenhinweise

Kommunaler Planungsworkshop
Der Planungsworkshop unterstützt mit seinem strukturierten Ablauf und geringen Zeitanspruch Kommunen bei der Ausarbeitung eines Aktionsplans. Die Methode ist besonders geeignet für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.

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