Eine Frage des Geschlechts?

“Frauen im Feld kommunaler Politik: Eine qualitative Studie zu Beteiligungsbarrieren bei Online-Bürgerbeteiligung” von Nicole Najemnik ist ein lesenswertes Buch für alle, die sich für eine feministische Perspektive auf kommunale Bürgerbeteiligung interessieren.

Schon die Widmung der Autorin macht neugierig, sie lautet: “Für alle ArbeiterInnenkinder”. Die qualitative Studie aus dem Jahre 2021 befasst sich mit digitalen Beteiligungsbarrieren von strukturell benachteiligten Bevölkerungsgruppen bei kommunaler politischer Online-Beteiligung. Dabei legt die Autorin ein besonderes Augenmerk auf den Einfluss des Geschlechts als Einflussfaktor zur Teilnahme an Onlineformaten.

 

 


Ein Blick auf den Inhalt

Das Buch umfasst 255 Seiten Text plus Anhang. Bevor die Durchführung der empirischen Studie des “Wuppertaler Bürgerbudgets 2019” detailliert beschrieben wird, erfahren die Leser*innen Grundlagen zum Thema Partizipation. Was hat der Digital Divide mit dem Democratic Divide zutun? Welche sozialstrukturellen Merkmale und Ressourcen werden für politische Beteiligung benötigt und welche Rolle spielt hierbei das Geschlecht?

All diesen Fragen geht Najemnik auf den Grund. Besonders in der zweiten Hälfte des Buches legt Najemnik ihren Fokus auf die Genderperspektive. Sie untersucht, wieso Männer in der Politik viel häufiger vertreten sind und wie sich dies auch auf die Online-Partizipation auswirkt. Spannend ist die Verknüpfung des Bourdieuschen Habitus-Konzeptes, der auch den Begriff der “männlichen Herrschaft” prägt. Das politische Feld ist männerdominiert, so also auch Politik, die im Internet stattfindet. Frauen sind nicht weniger Politik-interessiert, sie übernehmen allerdings vergleichsweise öfter passivere Rollen. Fatal, dass die Gesellschaft diesen vergeschlechtlichten Habitus immer wieder reproduziert. Frauen zweifeln im Vergleich zu Männern unberechtigterweise viel häufiger an ihrem Können, oder sind von männlich-dominierten Räumen eingeschüchtert. Hinzu kommt Angst vor Gewalt, Stalking und Sexualisierung im Netz. Neben den geschlechtsspezifischen Bedenken, gaben Studienteilnehmerinnen zudem auch allgemeines Misstrauen in die Verbindlichkeit an. Man will nicht über Themen diskutieren und Vorschläge machen, die am Ende dann sowieso nicht umgesetzt werden. 

Fazit 

Trotz vieler Bedenken öffnet das Netz aber auch aus feministischer Perspektive neue Türen. Lesen Sie selbst nach, wie diese aussehen könnten! Die Studie gibt einen informativen Überblick über geschlechtsspezifische und gesellschaftlich-strukturelle Beteiligungsbarrieren der politischen E-Partizipation. Der Autorin ist es mit diesem Buch gelungen zum Hinterfragen von gesellschaftlichen Strukturen und eigener Rollenmuster einzuladen.  

Buchinformation

Autorin: Nicole Najemnik
Titel: Frauen im Feld kommunaler Politik: Eine qualitative Studie zu Beteiligungsbarrieren bei Online-Bürgerbeteiligung (Kommunale Politik und Verwaltung)
Verlag: Springer VS
Erscheinungsjahr: 2021
ISBN: 978-3658340407

Literaturhinweise

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Kerstin Arbter; Martina Handler; Lisa Purker; Georg Tappeiner; Rita Trattnigg

Die Zukunft gemeinsam gestalten. Das Handbuch Öffentlichkeitsbeteiligung Buch

Wien, 2005.

BibTeX

Nuclear Energy Agency

OECD Nuclear Energy Agency: Stepwise Approach to Decision Making for Longterm Radioactive Waste Management Buch

Experience, Paris, 2004.

BibTeX

Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)

Auswahlverfahren für Endlagerstandorte - Empfehlungen des AkEnd Forschungsbericht

Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) 2002.

Abstract | BibTeX

Ortwin Renn; Thomas Webler

Der kooperative Diskurs. Theoretische Grundlagen, Anforderungen, Möglichkeiten Buchabschnitt

In: Ortwin Renn; Hans Kastenholz; Patrick Schild; Urs Wilhelm (Hrsg.): Abfallpolitik im kooperativen Diskurs. Bürgerbeteiligung bei der Standortsuche für eine Deponie im Kanton Aargau, S. 3-103, vdf, Zürich, 1998.

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Methodenhinweise

Kommunaler Planungsworkshop
Der Planungsworkshop unterstützt mit seinem strukturierten Ablauf und geringen Zeitanspruch Kommunen bei der Ausarbeitung eines Aktionsplans. Die Methode ist besonders geeignet für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.

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