Bürgerschaftliches Engagement im Alter

Foto: Robert Agthe via flickr.com , Lizenz: CC BY 2.0

Moderne Gesellschaften leben unter anderem auch davon, wie gut ihre Zivilgesellschaft aufgestellt ist. Ein ausgeprägtes Engagement der Bevölkerung steht stellvertretend für die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, Verantwortung für das Gemeinwohl ihres Landes zu übernehmen.
In diesen Bereich fallen beispielsweise das Ehrenamt, Freiwilligenarbeit oder die freiwillige Bürgerbeteiligung. Der bisher dreimal erschienene Freiwilligensurvey des Ministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend beobachtet die Entwicklung der Zivilgesellschaft. In den Jahren 1999 und 2004 wurden dazu jeweils rund 15.000 und 2009 sogar 20.000 Menschen in Deutschland in einer repräsentativen Umfrage zu ihrem gesellschaftlichen Engagement befragt.

Entwicklung

Vergleicht man die drei Forschungsberichte miteinander, dann fällt eine zentrale Entwicklung ganz besonders auf. Die Steigerung des Engagements bei den sogenannten „Älteren“. Gemeint ist damit die Bevölkerungsgruppe, die zum Zeitpunkt der Erhebung 60 Jahre oder älter waren. Beteiligten sich 1999 nur etwa 23% dieser Gruppe partizipativ am gesellschaftlichen Leben, waren es 2009 schon 28%. [1]

Gründe

Die Gründe für ein wachsendes Interesse der „älteren Menschen“ an bürgerschaftlichem Engagement sind vielzählig. Zum einen hat sich die Altersrolle in den letzten Jahren gewandelt. Vor ein paar Jahren fand nach dem Rückzug aus dem Arbeitsleben oft auch ein Rückzug aus dem öffentlichen Leben statt. Aktuell wächst jedoch der Wunsch an Teilhabe an gesellschaftlichen Aktivitäten. Das liegt auch an der verbesserten gesundheitlichen Situation der Senioren. Durch eine immer bessere gesundheitliche Ver- und Vorsorgung steigert sich die geistige und körperliche Fitness. Hinzu kommt, dass bürgerschaftliches Engagement positive Effekte, wie Aktivität, soziale Integration und neue Herausforderungen mit sich bringen, die insgesamt die Lebensqualität der engagierten Personen steigert.

Potentiale

Zwar ist der demographische Wandel schon im Gang, doch seine konkreten Auswirkungen schleichen sich erst langsam in die Realität ein. Immer mehr Menschen erreichen ein höheres Alter, während immer weniger Kinder geboren werden. Das führt zu einem Anstieg des Durchschnittsalters in Deutschland. Will die Zivilgesellschaft bei ihrer aktuellen Stärke bleiben, dann ist es wichtig, die Arbeitskraft von Senioren zu nutzen. Sie verfügen häufig über Zeit, fachspezifisches Know-how und Lebenserfahrung.

Betrachtet man die Bereiche, in denen Senioren vornehmlich aktiv sind, dann wird ein weiteres Potential deutlich. Neben kirchlichen und sozialen Bereichen kümmern sich Senioren zudem immer häufiger um hochbetagte Menschen. Etwa durch Besuchsdienste, Nachbarschaftshilfe oder sogar Pflege. Auch aus der Motivation heraus, selber im hohen Alter in dieser Art und Weise unterstützt zu werden. Eine Aufgabe, die von jungen Ehrenämtlern selten übernommen wird. Durch den schon angesprochenen gesellschaftlichen Wandel wird die Gruppe der pflegebedürftigen Hochaltrigen steigen. Diese zu versorgen, ist eine der Herausforderungen kommender Generationen, die nicht allein durch politische Rahmenbedingungen zu lösen sein werden.

[1] Deutscher Freiwilligensurvey

Literaturhinweise

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Christian Huesmann, Anna Renkamp, Wolfgang Petzold

Europa ganz nah: Lokale, regionale und transnationale Bürgerdialoge zur Zukunft der Europäischen Union Forschungsbericht

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Christopher M. Brinkmann

Crossmediales Wissensmanagement auf kommunaler Ebene: Bürgerbeteiligung, Netzwerke, Kommunikation Buch

2021, ISBN: 978-3-658-35879-2.

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Nicole Najemnik

Frauen im Feld kommunaler Politik. Eine qualitative Studie zu Beteiligungsbarrieren bei Online-Bürgerbeteiligung Buch

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Arne Spieker

Chance statt Show – Bürgerbeteiligung mit Virtual Reality & Co. Akzeptanz und Wirkung der Visualisierung von Bauvorhaben Buch

2021, ISBN: 978-3-658-33081-1.

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Peter Patze-Diordiychuk; Paul Renner (Hrsg.)

Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung - Moderationsphasen produktiv gestalten Buch

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John S. Dryzek; André Bächtiger; Simone Chambers; Joshua Cohen; James N. Druckman; Andrea Felicetti; James S. Fishkin; David M. Farrell; Archon Fung; Amy Gutmann; Hélène Landemore; Jane Mansbridge; Sofie Marien; Michael A. Neblo; Simon Niemeyer; Maija Setälä; Rune Slothuus; Jane Suiter; Dennis Thompson; Mark E. Warren

The crisis of democracy and the science of deliberation Artikel

In: Science, Bd. 363, Nr. 6432, S. 1144-1146, 2019.

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Sebastian Schiek

Kasachstans autoritäre Partizipationspolitik Forschungsbericht

SWP-Studie Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit Berlin, 2019, ISBN: 1611-6372.

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Jörg Sommer, Hans Hagedorn

Gute Beteiligungskultur – auf dem Weg zu einem praxisorientierten Qualitätsmanagement in der Bürgerbeteiligung Buchabschnitt

In: Jörg Sommer (Hrsg.): KURSBUCH BÜRGERBETEILIGUNG #3, Republik Verlag, Berlin, 2019, ISBN: 978-3942466-37-0.

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Ahmet Derecik; Marie-Christine Goutin; Janna Michel

Partizipationsförderung in Ganztagsschulen. Innovative Theorien und komplexe Praxishinweise Buch

Springer VS, Wiesbaden, 2018.

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NeulandQuartier GmbH, pollytix strategic research gmbh

Studie: Bürgerbeteiligung aus kommunaler Sicht- Stellenwert und Verbreitung informeller Bürgerbeteiligung in deutschen Kommunen Forschungsbericht

2018.

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