Bürgerbeteiligung digital

Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung 3: Online-Beteiligung zielgerichtet einsetzen

Der dritte Band der Reihe Methodenhandbücher Bürgerbeteiligung gibt einen breiten Überblick über digitale Partizipationsformate und liefert zahlreiche Anwendungsbeispiele.

Der Zustand der repräsentativen Demokratie in Deutschland hat sich verändert: Das schwindende Vertrauen der Bürger in die Politik und Parteien wird durch sinkende Mitgliederzahlen, vermehrte öffentliche Proteste sowie zahlreiche Volks- und Bürgerentscheide deutlich sichtbar. Konfliktreiche Auseinandersetzungen anlässlich des Bahnhofsprojekts Stuttgart 21 oder des Baus der Dresdner Waldschlösschenbrücke haben gezeigt, dass der Wunsch nach mehr Mitsprachemöglichkeiten und Einfluss auf politische Entscheidungen besteht. Um auf diese veränderten Bedürfnisse angemessen reagieren zu können, ist der frühzeitige Einsatz deliberativer Beteiligungsverfahren notwendig. Für eine erfolgreiche Umsetzung besteht ein Bedarf an fundierter fachlicher Information. An dieser Stelle setzt der Sammelband „Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung“ an. In mehreren Ausgaben wird der Beteiligungsprozess als Ganzes in den Blick genommen. Jedes der Bücher beinhaltet zu einem Schwerpunktthema ein Repertoire an geeigneten Methoden, welches dem Leser als Umsetzungshilfe an die Hand gegeben wird. 

Zielsetzung 

Das Internet spielt eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben. Zur Information und Kommunikation werden in vielen Prozessen vermehrt digitale Medien eingesetzt. Der dritte Teil der Buchreihe widmet sich daher dem Thema Online-Beteiligung. Dabei wird das Ziel verfolgt, verschiedene Online-Verfahren und deren individuelle Anwendungsmöglichkeiten praxisorientiert vorzustellen. Neben den positiven Aspekten der internetbasierten Beteiligungsmöglichkeiten werden auch die damit einhergehenden Risiken dargestellt. Dadurch ist ein umfassender Einblick in den Themenbereich möglich.

Inhalt

Das Herzstück des Buches stellt der Methodenkatalog da. Um die Beteiligungsintensität des jeweiligen Verfahrens einordnen zu können, ist zu Beginn die Partizipationsleiter mit Blick auf die E-Partizipation abgedruckt. Sie beschreibt unterschiedliche Stufen der Mitwirkungsmöglichkeit und reicht von “keine Beteiligung der Öffentlichkeit” bis hin zur “Entscheidung durch die Öffentlichkeit”, sodass die Beteiligungstiefe eines Prozesses beurteilt werden kann. Nach einem standardisierten Schema werden anschließend zehn Methoden zur Aktivierung und Einbindung von Bürgern vorgestellt. Dafür werden Ziele, Voraussetzungen, Funktionalitäten sowie mögliche Einsatzgebiete herausgearbeitet, meist anhand von Beispielen aus der kommunalen Praxis. Diese reichen von einem Bürgerdialog, der mit modernen Visualisierungstechniken eine frühzeitige und wirksame Beteiligung an der Planung von Infrastrukturprojekten erprobt bis hin zu einer europaweiten digitalen Plattform für Jugendbeteiligung. Kontextual plädieren die Autoren für die Nutzung unterschiedlicher Plattformen: Während bspw. WeThinq zur Ideenfindung im Rahmen moderierter Dialoge genutzt werden kann, dominiert bei einer transparenten Darstellung von Projekten in der Stadtplanung das Informationssystem VISMO. Die Bürger haben dabei die Möglichkeit, die Entwicklung eines Projektes nachzuvollziehen, Vorschläge einzureichen sowie Bedenken zu äußern. 

Der Leser erhält zu jeder vorgestellten Anwendung zusätzliche Informationen über weitere Anbieter. Eine zusammenfassende Tabelle am Ende des Buches ermöglicht einen leichten Überblick. Das Ziel und die Features der jeweiligen Software sowie die Voraussetzungen für den Einsatz werden darin übersichtlich zusammengefasst. Um nicht lange suchen zu müssen, sind die Links zu den Anbietern und zu weiteren Informationen ebenfalls enthalten. 

Fazit

Insgesamt bietet das „Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung – Band 3“ einen breiten Einblick in den Methodenkoffer der Online-Beteiligung. Es wird kein großes Vorwissen benötigt, um die einzelnen Beiträge zu verstehen, da diese ausführlich und verständlich erklärt werden. Hervorzuheben ist, dass sich das Buch vor allem an Praxisbeispielen orientiert und anhand dieser methodische Herangehensweisen erarbeitet. Darüber hinaus ist die differenzierte Auseinandersetzung mit dem Thema Online-Beteiligung positiv zu benennen. Die Herausgeber betonen, dass onlinebasierte Formate häufigere und kostengünstigere Beteiligungsprozesse ermöglichen. Eine breitere Mobilisierung sei dadurch jedoch nicht automatisch gegeben. Um die Vorteile der Online-Beteiligung bestmöglich nutzen zu können, sei es demnach sinnvoll, diese mit Offline-Formaten zu verbinden. 

Buchinformation

Herausgeber: Peter Patze-Diordiychuk, Paul Renner, Tanja Föhr
Titel: Methodenhandbuch Bürgerbeteiligung. Online-Beteiligung zielgerichtet einsetzen.
Verlag: oekom
Erscheinungsjahr: 2017
ISBN: 978-3-96006-171-7

Literaturhinweise

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Anna Geis

Regieren mit Mediation: Das Beteiligungsverfahren zur zukünftigen Entwicklung des Frankfurter Flughafens Buch

VS Verlag, Wiesbaden , 2005.

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Nuclear Energy Agency

OECD Nuclear Energy Agency: Stepwise Approach to Decision Making for Longterm Radioactive Waste Management Buch

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Archon Fung

Empowered Participation: Reinventing Urban Democracy Buch

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Abstract | BibTeX

Archon Fung

Recipes for Public Spheres: Eight Institutional Design Choices and Their Consequences Artikel

In: The Journal of Political Philosophy, Bd. 11, Nr. 3, S. 338-367, 2003.

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Arbeitskreis Auswahlverfahren Endlagerstandorte (AkEnd)

Auswahlverfahren für Endlagerstandorte - Empfehlungen des AkEnd Forschungsbericht

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Jeanette Behringer

Legitimität durch Verfahren? Bedingungen semi-konventioneller Partizipation: eine qualitativ-empirische Studie am Beispiel von Fokusgruppen zum Thema »Lokaler Klimaschutz« Buch

Roderer, Regensburg, 2002.

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John S. Dryzek

Deliberative Democracy and Beyond: Liberals, Critics, Contestations Buch

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Abstract | Links | BibTeX

Simon Joss

Die Konsensus Konferenz in Theorie und Anwendung. Gutachten im Auftrag der Akademie für Technikfolgenabschätzung in Baden-Württemberg Forschungsbericht

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Jürgen Blandow; Ulrich Gintzel; Peter Hansbauer

Partizipation als Qualitätsmerkmal in der Heimerziehung: eine Diskussionsgrundlage Buch

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Ortwin Renn; Thomas Webler

Der kooperative Diskurs. Theoretische Grundlagen, Anforderungen, Möglichkeiten Buchabschnitt

In: Ortwin Renn; Hans Kastenholz; Patrick Schild; Urs Wilhelm (Hrsg.): Abfallpolitik im kooperativen Diskurs. Bürgerbeteiligung bei der Standortsuche für eine Deponie im Kanton Aargau, S. 3-103, vdf, Zürich, 1998.

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Der Planungsworkshop unterstützt mit seinem strukturierten Ablauf und geringen Zeitanspruch Kommunen bei der Ausarbeitung eines Aktionsplans. Die Methode ist besonders geeignet für Gruppen, die bereits über eine gemeinsame Vision verfügen.

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