Bürger der digitalen Stadt

Wie schätzen Experten die Bürgereinbindung in der digitalen Stadt ein? Eine Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zeigt Szenarien, wie die Einbindung der Bürger in der Stadt der Zukunft aussehen könnte.

Bürgerbeteiligung_Digital Foto: Robbie Shade via flickr.com, Lizenz: CC BY 2.0

In der Stadtentwicklung schaffen digitale Technologien ganz neue Möglichkeiten für Kommunen, das Wissen und die Wünsche der Stadtbewohner in Planungen einzubeziehen. Die Rolle der Digitalisierung in der integrierten Stadtentwicklung wurde u. a. in einem im Dezember 2015 veröffentlichten Positionspapier des Deutschen Städtetags aufgegriffenDie Idee der Smart City beruht auf der Nutzbarmachung digitaler Technologien, um Städte lebenswerter zu gestalten. Die Digitale Agenda ist dabei die deutsche Dachstrategie zur Förderung und Ausgestaltung der Digitalisierung. Doch wie schätzen in diesem Zusammenhang Experten die Bürgereinbindung in der zukünftigen digitalen Stadt ein?

Digitalisierung als strategische Aufgabe

Für Städte und Kommunen sei es unverzichtbar, schnell und umfassend IT- und Datenkompetenzen auszubauen und zu nutzen. Kommunen müssten Digitalisierung zur strategischen Aufgabe machen, um bei der Stadtentwicklung handlungsfähig und unabhängig zu bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine gemeinsame Untersuchung des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), PwC und des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation.

Im Rahmen des Projekts „Smart Cities – Entwicklung eines stadtentwicklungspolitischen Handlungsrahmens“ wurde eine strukturierte Analyse möglicher und erwarteter Zukunftsszenarien sowie eine Erörterung von Chancen und Risiken für die Stadtentwicklung durchgeführt. Dazu wurden unter Einbindung eines interdisziplinären Arbeitskreises vier Einzelexpertisen erarbeitet. Eine davon behandelt den Schwerpunkt „Berücksichtigung von Bürgerpräferenzen und Bürger Know-how durch neue digitale Technologien und Analysemethoden sowie deren Auswirkungen auf die Urban Governance von übermorgen“. Angestrebtes Arbeitsziel ist es, den Städten bei der Antizipation möglicher Entwicklungen in Bezug auf die Berücksichtigung von Bürger Know-how zu helfen. Außerdem sollen ihnen geeignete Handlungsempfehlungen mit auf den Weg gegeben werden, die die Umsetzung geeigneter Strategien erleichtern. 400 Experten haben dafür ihre Einschätzung zum Thema abgegeben.

Die Stadt der Zukunft

Mit ihren Ergebnissen trägt die Studie zur Erarbeitung einer Smart-City-Charta für Deutschland bei. Bürgerbeteiligung in den Städten der Zukunft könnte folgendermaßen aussehen:

Zukünftig wird Bürgereinbindung voraussichtlich von einer größeren, IT-gestützten Flexibilität gekennzeichnet sein. Verschiedene Geräte erlauben einen intuitiven und schnellen Zugang zu städtischen Informationen und Abstimmungsprozessen. So können sich Bürger mit geringerem Aufwand umfassend informieren und digital Feedback geben. Bei komplexen Themen haben die Bürger zukünftig die Wahl, ob sie physisch oder virtuell am Entscheidungsprozess teilhaben möchten. Dadurch soll niederschwellige Beteiligung gestärkt werden. Um Bürgerpräferenzen in Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsprozessen abzubilden, spielen in Zukunft vermutlich Big-Data-basierte Meinungsforschungsinstrumente eine verstärkte Rolle. Die Verbreitung bürgergestützter Partizipationsmodelle im Internet initiiert die politische Entwicklung hin zu einer offeneren, interaktiveren Verwaltung. Die Forderung nach Transparenz und Offenheit im Umgang mit Daten wird höchstwahrscheinlich eine zentrale Rolle einnehmen. Demnach werden städtische Institutionen ihr Handeln stärker an gesellschaftliche Forderungen und Bedürfnisse anpassen müssen.

Zudem gibt die Studie Hinweise für Städte, die Möglichkeiten der Digitalisierungen für mehr Bürgerbeteiligung nutzen wollen:

  • Bürgerverständnis durch Big-Data-Analysen verbessern.
  • Bestehende Initiativen der Bürger und Bürgerinnen fördern und einbinden.
  • Digitale Beteiligungsformen adäquat einbinden.
  • Digitale Beteiligungsinstrumente fallorientiert auswählen.
  • Anreizformate schaffen und Nutzen auszeigen.
  • Interkommunalen Austausch stärken.
  • Digitale Kompetenzfelder erweitern und aufbauen.

Die Studie kann hier heruntergeladen werden.

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