Dyade

Gespräch Foto: Heinrich-Böll-Stiftung via Flickr.com, Lizenz: CC BY-SA 2.0

Während eines Gespräches unterbrochen oder nicht richtig angehört zu werden, kann frustrierend sein. Vermutlich jeder Mensch hat damit schon einmal Erfahrungen gemacht. Möchte man eine Fragestellung oder ein Thema zusammen mit einer anderen Person näher erörtern, dann empfiehlt es sich, die Dialogform der Dyade anzuwenden. Dyade leitet sich aus dem Altgriechischem ab und kann mit Zweiheit übersetzt werden. In den Sozialwissenschaften wird der Begriff synonym mit Zweierbeziehungen verwendet.

Eine Dyade bietet den Vorteil, dass sich beide Gesprächspartner innerhalb eines bestimmten Zeitfensters zu einem vorher festgelegten Thema äußern können, ohne Unterbrechungen in Form von Gegenfragen oder Kritik fürchten zu müssen. Dieser Umstand ermöglicht es dem jeweiligen Gesprächsführer, seine Gedanken ungehindert offenzulegen und bei Bedarf auch kurze Pausen der Überlegung einzulegen. So eignet er sich ein tieferes Verständnis über persönliche Motivationen, Werte und Ziele an. Daher stellt die Dyade beispielsweise zu Beginn eines Bürgerbeteiligungsprojektes eine gute Möglichkeit dar, die eigenen Motive hinter der Partizipation am Projekt zu ergründen und klarere Zielstellungen zu formulieren.

Gleichzeitig schult der Zuhörende zum einen seine Kompetenz, aktiv zuzuhören – also seine Konzentration nicht auf mögliche Gegenfragen, Anmerkungen oder Ratschläge von Dritten zu lenken, sondern sich auf den Sprechenden zu fokussieren und gedanklich bei ihm zu bleiben. Zum anderen übt sich der Zuhörende in Zurückhaltung spontaner Kritik an der Position des Redenden und bleibt so offener für dessen Ansichten.

Ziel der Dyade ist daher nicht nur eine eingehende Selbstreflexion der eigenen Position, sondern auch die Einnahme eines Perspektivwechsels, bei dem die andere Seite nachvollzogen und die eigene hinterfragt wird.

Verfahrenskonzept

nein

Funktion

Konsultation

Gruppengröße

Mittlere Gruppen 15-30 Personen; Kleingruppen < 15 Personen,
innerhalb der Gruppe werden Paare gebildet, weswegen es einer geraden Teilnehmerzahl bedarf

Teilnehmer (Min)

2

Teilnehmer (Max)

2

Zielgruppe

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, Allgemeinheit

Vorbereitung

Für eine Dyade bedarf es mindestens einer konkreten Fragestellung. Es können auch mehrere, aufeinander aufbauende Fragen formuliert werden, falls eine noch eingehendere Erörterung des Themas gewünscht wird.

Erfolgt das Gespräch im Rahmen eines Projektes, könnten folgende Fragen gestellt werden:

  • Was erhoffst Du Dir vom Vorhaben?
  • Worin siehst Du Deine Stärken?
  • Worin siehst Du Deine Schwächen?
  • Was würde Dir helfen, beim Projekt am Ball zu bleiben?
Ablauf
  1. Zuerst finden sich immer zwei Gesprächspartner (GP) zusammen und suchen sich einen ruhigen Ort zum Reden. Auch Spaziergänge sind möglich. Wie die Zweiergruppen zustande kommen, bleibt dem Organisator freigestellt.
  2. GP1 stellt nun GP2 die erste vereinbarte Frage und GP2 hat 3-5 Minuten Zeit für seine Antwort. Er sollte darauf achten, seine Antwort merklich zu beenden, sodass der Gegenüber weiß, wann er ggf. die nächste Frage stellen darf. In der Beantwortungszeit darf GP1 den Sprechenden nicht unterbrechen o. ä.
  3. Wenn GP2 alle Fragen beantwortet hat, ist GP1 mit der Beantwortung an der Reihe. Für jede Frage hat auch er 3-5 Minuten freie Zeit.
  4. Wenn GP1 fertig ist, können dieselben Fragen nach demselben Muster in 3-4 weiteren Runden erneut gestellt werden. Erst dann wird die eigene Position und die des anderen für jeden deutlicher und es kann der erhoffte Perspektivwechsel stattfinden.

Der Organisator sollte anfangs den Gesprächsablauf für alle Teilnehmenden erklären und die damit einhergehenden Regeln. Zudem muss er auf die Zeiteinhaltung achten. Am Ende der Dyade zum eigentlichen Thema kann eine Evaluations-Dyade abgehalten werden, bei der die Paare folgende Fragen gestellt bekommen könnten:

  • Was hast du über Dich selbst herausgefunden?
  • Wie hat die Position des anderen Deine eigene verändert?
  • Was ist der erste Schritt, den du unternehmen möchtest, damit das Projekt ein Erfolg wird?
Material
  • Eine ruhige Umgebung, die sich für Gespräche eignet
  • Papier und Stifte, um die Fragen aufzuschreiben und mögliche Ergebnisse festzuhalten
  • Mindestens eine Uhr, die als Stoppuhr fungiert
Tipps und Anregungen

Da die Dyade eine abgewandelte Form des Tiefeninterviews ist, kann es für dem Organisator nützlich sein, sich über diese Methode näher zu informieren.

Aufgrund der relativ kurzen Durchführungsdauer einer Dyade, kann diese Methode zum Beispiel auch im Rahmen eines Bürgerrats oder Konversationscafés stattfinden.

Dauer

wenige Stunden

Kosten pro Teilnehmer

< 10 €

Anforderung an Moderation

gering

Professionelle Moderation

nicht erforderlich