Bürgergipfel

Der Bürgergipfel ist ein Beteiligungsformat, das in Form einer beratenden Versammlung Bürger zur Konsultation einlädt. Die Ergebnisse des Bürgergipfels werden an politische Entscheidungsträger weitergeleitet.

Bürgerbeteiligung - Bürgergipfel Foto: ITU Pictures via flickr.com, Lizenz: CC BY 2.0

Der Bürgergipfel – im angloamerikanischen Raum „21st Century Town Hall Meeting“ genannt – ist eine Beteiligungsmethode, die in Form einer beratenden Versammlung, Bürger zur Konsultation bestimmter Themen einlädt. Am Ende steht ein gemeinsam erstelltes Arbeitspapier, das an politische Entscheidungsträger weitergeleitet wird. Der thematische Schwerpunkt des Bürgergipfels kann im Vorfeld entweder durch die Organisatoren oder mithilfe eines offenen Verfahrens festgelegt werden. Geeignet ist dieses Format vor allem für diskursive und fachlich spezifische Themen. Prominente Beispiele sind der Bürgergipfel zum Thema TTIP 2016, die European Citizens‘ Consultation 2009 oder der G1000, der Bürger zu Themen der deutschen und europäischen Zukunft diskutieren ließ.

Der Bürgergipfel ist wie andere Großgruppenverfahren aus den angloamerikanischen Town Hall Meetings entstanden. Durch diese Beteiligungsmethode können daher besonders viele Teilnehmerzahlen angesprochen werden. Es können diverse Stimmen zu einem Thema gesammelt und gehört und schließlich ein gemeinsames Ergebnis präsentiert werden. Bei den meisten Bürgergipfeln wird aufgrund der großen Anzahl an Teilnehmern deshalb auch ein Mix an on- und offlinebasierten Beteiligungselementen eingesetzt.

Verfahrenskonzept

Ja

Funktion

Konsultation

Gruppengröße

Sehr große Gruppen > 50 Personen

Teilnehmer (Min.)

500

Teilnehmer (Max.)

2000

Zielgruppe

Allgemeinheit

Vorbereitung
  • Thematischen Schwerpunkt und Tagesordnungsplan entweder über Onlinebeteiligung in einem offenen Verfahren oder mittels organisatorischer Themenvorgabe ermitteln. Bei einer Onlinedebatte zur genauen Themenerarbeitung sollte ein Zeitraum von mehreren Monaten berücksichtigt werden, um einen umfassenden Austausch zu ermöglichen. Die Auswertung wird vom Veranstalter vorgenommen, der die unterschiedlichen Meinungen und Ideen anhand von Frequenz und Gewichtung auf transparente Weise ordnet.
  • Teilnehmer des Bürgergipfels akquirieren. Möglich sind hier sowohl eine aleatorische als auch eine zielgerichtete Auswahl. Es sollte darauf geachtet werden, einen möglichst breiten Querschnitt der Bevölkerung zu erreichen, um ein heterogenes Meinungsspektrum abzubilden.
  • Am Veranstaltungstag: Bereitstellen von Tischen mit jeweils 10-15 Plätzen, sowie von Laptops, Tablet/Keypad und großen Bildschirmen für die Ergebnispräsentation.
Ablauf

Die zu besprechenden Themen des Bürgergipfels werden erst in Kleingruppen bzw. an runden Tischen diskutiert. Dort findet  i. d. R. die meiste inhaltliche Arbeit statt. Die Gruppenarbeit wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter begleitet (ein Moderator pro Tisch), die Erfahrung in Gruppendiskussion und Beteiligungsprozessen haben und im Optimalfall über entsprechende Weiterbildungen im Bereich der Großgruppenmoderation verfügen. So wird sichergestellt, dass alle Beteiligten zu Wort kommen.

Die Diskussion folgt einem vorgegeben Ablauf. Die Ergebnisse der Kleingruppen werden mithilfe digitaler Methoden (z.B. via Tablet, Laptop) am jeweiligen Diskussionstisch an ein Redaktionsteam („Theme Team“) weitergeleitet. Dieses fasst die Ergebnisse zusammen und bereitet sie auf, sodass sie im Anschluss zur Abstimmung gestellt werden können. Jeder Teilnehmer hat dazu ein Abstimmungsgerät (ähnlich einer Fernbedienung) mit dem er seine Unterstützung für bestimmte Vorschläge kundtun kann. Diese Abstimmungen können auch in mehreren Stufen, d.h. bereits während der Gruppendiskussionen durchgeführt werden, um ein möglichst schnelles und inhaltlich breit akzeptiertes Vorankommen der Diskussion zu garantieren.

In einem nächsten Schritt können die Ergebnisse des Bürgergipfels in Form eines Bürgerreports oder einer Bürgererklärung an die zuständigen Entscheidungsträger weitergeleitet werden. Im Sinne der Ergebnisrelevanz ist es wünschenswert, dass in einer Folgeveranstaltung die Empfehlungen der Bürger diskutiert werden.

Einen guten Überblick bietet folgendes Video der Simon Fraser University:

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Einen Praxisbeispiel des Bürgergipfels zum Thema TTIP:

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Benötigtes Material
  • Räumlichkeiten
  • Bestuhlung, Tische (10 – 15 Plätze)
  • Catering für die Teilnehmer
  • Arbeitsmaterialien: Schreibutensilien, Geräte für die digitale Abstimmung bzw. zur Übertragung der Zwischenergebnisse (1 Laptop pro, 1 Keypad pro Teilnehmer)
  • Große Bildschirme für die Ergebnispräsentation
  • pro Diskussionstisch einen unabhängigen Moderator
  • 1 „Theme Team“ das die eingehenden Ergebnisse aus den Diskussionen zusammenfasst
  • 1 Moderator für die gruppenübergreifende Moderation
Tipps und Anregungen

Im Vergleich zu anderen Beteiligungsverfahren ist an dem Bürgergipfel speziell, dass on- sowie offline-basierte Beteiligungselemente angewandt werden.

Dauer

ein Tag bis mehrere Monate

Kosten pro Teilnehmer

50 – 100 EUR

Anforderungen an Moderation

Hoch

Professionelle Moderation

Erforderlich